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Oper: "Traumpaar der Oper" glänzt wieder

Nach einer Generalprobe mit nur halber Besetzung lassen sich Anna Netrebko und Rolando Villazón mit Puccinis Oper "La Bohème" in München am Donnerstagabend feiern.

München - Der Triumph war ihnen schon vorher sicher: Mit frenetischem Jubel und Bravo-Rufen hat das Publikum in München das "Traumpaar der Oper" gefeiert. Leidenschaftlich und kraftvoll, einfühlsam und facettenreich präsentierten die russische Opern-Diva Anna Netrebko und der mexikanische Startenor Rolando Villazón am Donnerstagabend in München die Puccini-Oper "La Bohème". Die Fans in der ausverkauften Philharmonie quittierten die gut zweieinhalbstündige konzertante Aufführung, die das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) unter Leitung von Bertrand de Billy begleitete, mit mehr als zehnminütigem Beifall.

Netrebko, die im schillernd blauen, schulterfreien Kleid erstmals die Mimi gab, begeisterte einmal mehr mit ihrer großartigen klaren und ausdrucksstarken Stimme - sie blieb der Star des Abends. Mit der Hauptrolle in der für Giacomo Puccinis Zeit unkonventionellen Oper ging für die 35-jährige Sopranistin ein Traum in Erfüllung. Zuvor hatte sie schon einmal die Musetta gegeben, die dieses Mal - erfrischend hysterisch und exaltiert im knallroten Kleid - von der amerikanischen Sopranistin Nicole Cabell gesungen wurde.

Gefährdeter Auftritt Villazóns

Rolando Villazón, der bei der Generalprobe wegen stimmlicher Probleme gefehlt hatte und vielleicht deshalb anfangs ein wenig verhalten blieb, brillierte mit einem glühend-lyrischen und sehr farbenreichen Tenor. Als Rodolfo, der mit seinen Künstlerfreunden im Paris 1830 ums wirtschaftliche Überleben ringt und sich in die tuberkulosekranke Mimi verliebt, bringt er gestenreich Lebendigkeit ins Spiel. Mal verschränkt er die Arme vor der Brust, mal stützt er das Kinn in die Hand, mal holt er zur weiten Armbewegung aus - und beschließt schließlich, Stirn an Stirn und im Duett mit Mimi, den dritten Akt mit der Entscheidung, den letzten Winter vor Mimis absehbarem Tod mit ihr zu verbringen.

Unterdessen liegen Musetta und der Maler Marcello, bis zur Pause aussagekräftig dargestellt von Mariusz Kwiecien und danach von Boaz Daniel, stets im Streit, sie trennen sich mit bösen Worten. Die beiden anderen "Bohème"-Künstler, den Musiker Schaunard und den Philosophen Colline, sangen Boaz Daniel (und nach der Pause Kai Stiefermann) und Vitalij Kowaljow. Die Rollen des Vermieters Benoit und des älteren Liebhabers Musettas Alcindoro übernahm Tiziano Bracci.

Der Kinderchor durfte auch mitsingen

Am Pult des BR-Symphonieorchesters agierte der international gefragte französische Dirigent Bertrand de Billy unaufdringlich und präzise. Die aufwändige musikalische Begleitung durch das Orchester, den Chor des Bayerischen Rundfunks sowie den Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz gab der Aufführung Volumen und Tiefe.

Mehrfach erhielten Netrebko und Villazón, die auf dem Programmheft wie schon auf ihrer kürzlich erschienenen gemeinsamen CD "Duett" wie ein Liebespaar posieren, Szenenapplaus. Die beiden fast gleichaltrigen Opernstars gelten seit ihrem gemeinsamen Auftritt in "La Traviata" 2005 bei den Salzburger Festspielen als Opern-Traumpaar - obwohl Villazón im wirklichen Leben verheiratet ist und Kinder hat und Netrebko ebenfalls in einer festen Beziehung lebt.

Die Oper voll der Gefühle mit dem "Dream-Team" ist noch am 14. und 17. April in der Philharmonie zu hören. Beide Aufführungen sind wie die erste schon seit Monaten ausverkauft - die Karten waren binnen eines einzigen Tages vergriffen. Hoffnung für Nachzügler: Vor der Vorstellung verwandelte sich der Platz vor der Philharmonie kurze Zeit regelrecht in einen Basar für Karten, zahlreiche Tickets wechselten noch kurz vor Beginn den Besitzer. (tso/dpa)

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