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Osteuropa-Forschung: Polnisch-Lehrbuch für Gymnasien

Das Deutsche Polen-Institut will dem stetigen Abbau der Osteuropa-Forschung in Deutschland entgegentreten. Das erste Polnisch-Lehrbuch für Gymnasien wird bereits erarbeitet.

Darmstadt - "In Zeiten, in denen die Polonistik an den Hochschulen und wissenschaftlichen Fachinstituten abgebaut wird, wollen wir uns als verbindender Knotenpunkt der deutschen Polen-Forschung aufstellen", sagte Institutsdirektor Dieter Bingen in Darmstadt. Ziel sei es, das Interesse an Polen zu bündeln und dadurch die bundesweit vorhandenen Kräfte zu stärken.

Bingen bedauerte, dass das Interesse an der polnischen Sprache, Politik und Wirtschaft in Deutschland wesentlich geringer sei als im Nachbarland. In Polen sei die Deutschland-Forschung auf konstant hohem Niveau, das Fach Germanistik werde an allen Universitäten des Landes angeboten.

Im Herbst plant das Deutsche Polen Institut (DPI) einen Workshop mit Polenexperten aus verschiedenen Disziplinen von der Literatur- und Sprachwissenschaft über die Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaft bis zur Soziologie. Das Seminar gelte der Bestandsaufnahme. "Wir wollen wissen, wo die Defizite sind und welche Aufgaben das DPI auf Dauer anbieten kann", sagte Bingen. In den Folgejahren seien Sommerakademien für deutsch-polnische Nachwuchswissenschaftler geplant.

Bislang kein regulärer Polnisch-Unterricht

Bis 2009 will das DPI zudem ein weiteres Problem beheben: "Wir erarbeiten gerade das erste Lehrwerk überhaupt für Polnisch an bundesdeutschen Gymnasien", sagte Bingen. Das Schulbuch solle an Gymnasien in den neuen Bundesländern und Berlin, möglicherweise auch an einzelnen Modellschulen in Hessen und Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommen - falls es bis dahin genügend Polnisch-Lehrer gibt. Bislang gebe es an keinem Gymnasium in Deutschland regulären Polnisch-Unterricht. Nur an der Grenze würden einige Schulen neben dem eigentlichen Stundenplan Kurse für Freiwillige anbieten.

Das Deutsche Polen-Institut wurde 1979 gegründet und hat derzeit zehn feste Mitarbeiter. Der Jahresetat von rund einer Million Euro wird zu 60 Prozent von den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz finanziert, 40 Prozent trägt die Kultusministerkonferenz. Das DPI sieht sich als "Ort der Forschung und Vermittlung für polnische Kultur, Geschichte, Politik und Gesellschaft und die deutsch-polnischen Beziehungen." Es veranstaltet Kongresse, organisiert Kunstausstellungen, stiftet Stipendien und bringt eine Reihe von Publikationen heraus. (tso/dpa)

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