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Kultur: Otto Schily und das NPD-Verbot: Interview: "Wille, Stärke, Durchsetzungskraft"

Rémis Redley ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater. Herr Redley, Schily sagt, in seinem Ministerium herrsche eine strenge Hierarchie.

Rémis Redley ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater.

Herr Redley, Schily sagt, in seinem Ministerium herrsche eine strenge Hierarchie. Was sagt Ihnen das als Unternehmensberater?

Wenn ich das so höre, würde ich sagen, dass Herr Schily seinen Laden im Griff hat.

Und hat er seinen Laden im Griff?

Offensichtlich nicht. Aber die Frage ist, wie es um den Informationsfluss in seinem Ministerium bestellt ist. Schily als Person macht auf mich einen kompetenten Eindruck.

Ist ein autoritärer Führungsstil modern?

Modern oder unmodern gibt es dabei nicht. Es kommt immer auf die Menschen im Unternehmen an. Bei mir sagen die Leute, ich sei autoritär. Ich selbst bilde mir ein, dass ich kooperativ bin. Aber ich manchen Punkten will ich es einfach so haben, wie ich es eben haben will. Ein rein autoritärer Führungsstil würde aber auch in einem Ministerium nicht funktionieren, weil die Mitarbeiter Eigenverantwortlichkeiten brauchen.

Wie wirkt Schily denn auf Sie?

Sein Auftreten ist sehr bestimmt. Ich denke, dass er sich auch durchsetzt. Das muss aber nicht heißen, dass er einen autoritären Führungsstil per Befehlsgewalt ausübt.

Kann ein autoritärer Führungsstil dazu führen, dass Mitarbeiter Angst haben und damit den Informationsfluss beeinträchtigen?

Das kann schon passieren. Ich glaube aber, dass die Fehler im Fall Schily auf Schlamperei zurückzuführen sind.

Wie wichtig ist der Charakter einer Führungspersönlichkeit?

Sehr wichtig. Eine Führungsperson muss vorleben. Wenn der Kopf etwas fordert, was er selbst nicht vorlebt, kann es nicht funktionieren. Dann ist es auch egal, welchen Führungsstil man pflegt. Bei Schily, so glaube ich, stecken Wille, Stärke und auch Durchsetzungskraft dahinter.

Wieso sagt Schily nicht: In meinem Haus setze ich auf Motivation der Mitarbeiter, auf Eigenverantwortlichkeit und Fairness?

Unternehmen und Ministerien brauchen in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Stärken bei den Führungskräften. Es ist immer eine Mischung. Der Chef ist nicht nur autoritär oder nur kooperativ. Ich selbst würde den nur kooperativen Führungsstil auch nicht wollen. Dann kommt es zu zu viel Eigenleben. Nie darf aber die Initiative der Mitarbeiter leiden, die sollte gefördert werden.

Kann man sich Corporate Identity in einem Ministerium vorstellen?

Ich kenne viele Mitarbeiter aus dem Innenministerium, die sich sehr wohl mit ihrer Arbeit identifizieren. Trotzdem gibt es auch dort welche, die nur an ihre Karriere denken und für das Ministerium schädlich sind.

Hat es in den letzten Jahrzehnten Veränderungen in der Führungskultur gegeben?

Sicherlich. Aber nach wie vor tun wir uns in Deutschland sehr schwer, definierte Verantwortung zu delegieren, damit Eigenverantwortlichkeit entsteht.

Schily nimmt seine Mitarbeiter in Schutz, weil ihre jüngsten Fehler in keinem Verhältnis zu den hervorragenden Leistungen der Vergangenheit stünden. Eine richtige Entscheidung?

Wenn es im vorliegenden Fall nur um eine Zeitverzögerung geht, ist das entschuldbar. Geht es um zurückgehaltene Fakten, würde ich das schon kritischer sehen.

Herr Redley[in seinem Ministerium he], Schily sagt[in seinem Ministerium he]

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