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PAUKEN & Trompeten: Das Erbe des Meisters

Schon die ersten Takte scheinen aus einer anderen Welt herüberzuklingen: So licht, mit transzendierender Verspieltheit, spielte Wilhelm Kempff am 7. Oktober 1963 im Potsdamer Nikolaisaal die Allemande, dass jedem Musikliebhaber einfach das Herz aufgeht.

Schon die ersten Takte scheinen aus einer anderen Welt herüberzuklingen: So licht, mit transzendierender Verspieltheit, spielte Wilhelm Kempff am 7. Oktober 1963 im Potsdamer Nikolaisaal die Allemande, dass jedem Musikliebhaber einfach das Herz aufgeht. Ein kleines Label mit dem etwas bizarren Namen claXL hat den Mitschnitt, den der DDR-Rundfunk damals machte, jetzt auf CD zugänglich gemacht und liefert damit sozusagen die Begleitmusik zu einer Ausstellung, mit der die Akademie der Künste bis zum 1. Februar im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Schlossstraße 1, Di-Fr 10-17, Sa u. So bis 18 Uhr) an den Klaviertitanen erinnert.

Tatsächlich war der 1895 in Jüterbog geborene Kempff wohl der letzte deutsche Pianist von Weltrang: In den fünfziger Jahren stritt man erbittert, ob er oder sein ehemaliger Berliner Mitstudent Artur Rubinstein nun der Allergrößte sei. Während es die Amerikaner eher mit Rubinstein hielten, genoss Kempff in Frankreich kultische Verehrung. Was den Künstler offenbar inspirierte: Filmaufnahmen von Kempff-Konzerten aus Frankreich gehören zu den Highlights der Ausstellung, die Kempffs 95 Jahre währendes Leben und seine künstlerische Persönlichkeit recht anschaulich vorführt.

Die Dokumente geben nicht nur Aufschluss über Kempff, sondern auch über Zeit- und Musikgeschichte: Die Fantasie etwa, die der Elfjährige 1907 auf das Thema der Autohupe des Prinzen Eitel Friedrich komponierte, die Komposition „Hermannschlacht“, die er seinem Bruder 1916 an die Westfront schickte, aber auch die Instrumentalisierung des berühmten Beethoven-Interpreten durch die Kulturpolitik des Dritten Reichs.

Jörg Königsdorf

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