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PAUKEN & Trompeten: Die Nacht der Mayas

Jörg Königsdorf freut sich auf eine mexikanische Trommel-Orgie

Alle starren derzeit gebannt auf das Wunderland Venezuela. Und was ist mit Mexiko? Obwohl das Land der Mayas und Azteken die wohl älteste Klassik-Tradition unter den lateinamerikanischen Staaten besitzt, ist es aus saturierter zentraleuropäischer Perspektive bislang höchstens als Tenor-Exportnation (Villazon! Vargas!) in Erscheinung getreten. Von den interessanten Ergebnissen, die mexikanische Komponisten in den dreißiger und vierziger Jahren bei ihrem Versuch einer Verschmelzung von europäischer Orchesterkultur mit indigener Volksmusik erzielten, ist dagegen nur selten in Berlins Konzertsälen zu hören. Und das, obwohl beispielsweise die „Noche de los Mayas“ von Silvestre Revueltas eines der großen Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts und in seiner exzessiven, brutalen Rhythmik quasi die Potenzierung von Strawinskys „Sacre“ ist. Als Kristian Järvi und das RSB das Stück im vergangenen Jahr vorstellten, riss die elektrisierende Schlagwerk- Orgie des letzten Satzes das Publikum jedenfalls von den Stühlen.

Die ursprünglich als Filmmusik konzipierte Maya-Nacht steht auch im Zentrum des Programms, mit dem das National Symphony Orchestra of Mexico derzeit auf Deutschland-Tour ist. Das Orchester ist die zentrale Institution in Mexicos Klassik-Szene und für die Interpretation der Werke von Manuel Ponce, Carlos Chavez und Silvestre Revueltas vermutlich so authentisch wie die Dresdner Staatskapelle für Richard Strauss und die Petersburger Philharmoniker für Schostakowitsch. Man kann es den Nationalsinfonikern und ihrem Chefdirigenten Carlos Miguel Prieto deshalb nur danken, dass sie nicht bloß ein tourneetypisches Sandwichprogramm mit einer nationalen Einlage zwischen einer Beethoven-Sinfonie und einer romantischen Ouvertüre spielen, sondern sich ganz auf die Musik ihrer Heimat konzentriert haben.

Ihr Konzerthaus-Gastspiel am Mittwoch ist ein Crashkurs, der mit Revueltas’ Stück, der „Sinfonia India“ von Carlos Chavez (in der Indio-Instrumente zum Einsatz kommen) und dem Klavierkonzert von Manuel Ponce drei der zentralen Werke der mexikanischen Musik umfasst. Vamos, muchachos!

Jörg Königsdorf freut sich auf

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