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PAUKEN & Trompeten: Dvorak und die Orgelpfeifen

Jörg Königsdorf weiß, wo böhmische Knödel am besten klingen

Eigentlich erstaunlich, dass sie bei young.euro.classic Dvoraks Neunte nicht spielen – die melodienselige Melange aus Heimweh nach böhmischen Knödeln und dem Sound einer aufstrebenden Weltmacht ist nach wie vor die beliebteste aller postbeethovenschen Sinfonien und hat es, wie an dieser Stelle berichtet, sogar bis in den Vatikan geschafft.

Der generöse Verzicht der Jungsinfoniker bedeutet denn auch nicht, dass wir bis zum Herbst ohne den Megahit auskommen müssen: Denn zum Glück gibt es ja mit der alten, schon von Bach und Konsorten gepflegten Sitte der Transkription die Möglichkeit, auch solche vom Besetzungsapparat her aufwendigen Stücke auf handliches Maß zurechtzuschneidern. Ähnlich wie im Falle von Bachs Goldberg-Variationen und Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ existiert von Dvoraks Opus Summum ein ganzer Haufen von Bearbeitungen. Zum Beispiel für die große romantische Konzertorgel. Im August gibt es gleich zweimal die Gelegenheit, das Resultat der Übertragung von Dvoraks Orchesterfarben auf die „Königin der Instrumente“ zu hören.

Am Samstag zieht der Tscheche Pavel Kohout im Rahmen des internationalen Orgelsommers auf der großen Sauer-Orgel des Berliner Doms die Register, drei Wochen später, am 22. August, lässt der Berliner Organist Florian Wilkes nur ein paar Orgelpfeifenlängen entfernt, in der St. Hedwigs-Kathedrale, Dvoraks elektrisierende Fanfaren erschallen. Wilkes hat sich ungeachtet bestehender Transkriptionen sogar die Mühe gemacht, das Stück selbst auf die Orgel zu übertragen und das Ergebnis auch auf CD eingespielt – und damit zumindest Tagesspiegel-Redakteur Frederik Hanssen „ein existenzielles Hörerlebnis“ beschert. Na bitte!

Jörg Königsdorf

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