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PAUKEN & Trompeten: Ein Finne in Mitte

Jörg Königsdorf macht sich auf eine Enthüllung gefasst

Um komponieren zu können, brauchte Jean Sibelius die Stille der Natur oder die Umgebung einer Großstadt. Natur fand er in seiner Heimat genug, urbanen Lärm dagegen in Petersburg, Wien und Berlin: Als Student wohnte Finnlands bedeutendster Komponist 1889/90 in Mitte und ließ sich von der turbulent expandierenden Metropole inspirieren. Das einmonatige Kulturfestival, mit dem sich Finnlands Hauptstadt Helsinki derzeit in Berlin präsentiert, ist nun Anlass, dauerhaft daran zu erinnern: Am Mittwochnachmittag wird der Urgroßenkel des Komponisten an Sibelius’ damaligem Wohnhaus in der Marienstraße 4 eine Gedenktafel enthüllen. In Berlins Konzertsälen sind Sibelius’ Sinfonien ohnehin eine feste Größe – umso erfreulicher, dass beim Festival auch Werke weniger bekannter finnischer Komponisten präsentiert werden. Selbst das Helsinki Philharmonic Orchestra stellt am Donnerstag lieber den von Strawinsky und Ravel beeinflussten Uuno Klami vor. Leider ist dessen „Aurora borealis“ das einzige finnische Werk des Abends. Mit dem späten, melancholisch-enigmatischen Klarinettenkonzert des Dänen Carl Nielsen und Tschaikowskys fünfter Sinfonie will das Orchester wohl eher seine Konkurrenzfähigkeit im klassischen Repertoire als seine Nischenkompetenz in finnischer Musik demonstrieren. Gleichviel: Das Festival enthält genug finnische Musik und – wie es sich für eine technologie- und zukunftsorientierte Nation gehört – auch viel Zeitgenössisches. Am Dienstagabend stellt das Kadmus Quartett in der Reihe „Unerhörte Musik“ im Kreuzberger BKA-Theater gleich vier Tonsetzertalente vor, darunter auch ein Werk des vor allem als Pianist bekannten Olli Mustonen.

Jörg Königsdorf

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