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PAUKEN & Trompeten: Frost im Gewölbe

Jörg Königsdorf fährt mit der S-Bahn in die Kirche

Das „erste Musical der Musikgeschichte“ nannte Salzburgs damaliger Intendant Peter Ruzicka Purcells King Arthur, als er das Stück vor vier Jahren in einer Neuproduktion unter Nikolaus Harnoncourt herausbrachte. Noch kühner könnte man den 1691 uraufgeführten Fünfakter auch eine barocke Revue nennen. Der Handlungsfaden, der hier Ritter, Prinzessinnen und Seeleute mit allegorischen Gestalten verknüpft, ist auch nicht viel straffer gespannt als bei den Shows des Friedrichstadtpalastes, die ja auch gern mal mit bildungsbürgerlichem Anspruch daherkommen.

Nur dass Purcells Musik natürlich um einiges besser ist – die Frostszene mit ihren bibbernden Tremoli rangiert auf der ehernen Playlist barocker Megahits gleich hinter Händels „Hallelujah“ und Pachelbels Kanon. In der Bernauer Marienkirche steht das Spektakel zur höheren Ehre der britischen Nation am Samstag im Mittelpunkt eines kleinen Festivals Alter Musik, das inzwischen schon zum 15. Mal stattfindet. Mit großen Namen der internationalen Szene kann man hier – Speckgürtel hin oder her – natürlich nicht prunken. Die gotische Kirche ist vor allem ein Forum für Berliner Ensembles wie „Alta Musica“, die hier am Sonntagnachmittag mit venezianischen Festmotetten aus dem 15. Jahrhundert die passende Musik zum lichtdurchfluteten Gewölbe des gotischen Baus liefern. Auch Christine Marx, die am Freitag ihr viel gelobtes Kindermusiktheater nach Telemanns „Don Quichotte“ zeigt, und das „King Arthur“-Ensemble reisen vermutlich mit der S 2 an. Für die Lauttencompagney eine Gelegenheit, noch einmal konzertant ihre Purcell-Produktion zu spielen, mit der sie im letzten Jahr bei den Hallenser Händel-Festspielen und im barocken Bayreuther Opernhaus gastierte.

Jörg Königsdorf

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