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PAUKEN & Trompeten: Gefühl fürs Gedicht

Man sollte es nicht glauben, zumal angesichts der Dichte des Informationsnetzes, das der Tagesspiegel täglich spannt: Aber es gibt Bereiche in der Klassischen Musik, die kaum je besprochen werden. Zu ihnen gehört das Leben in der Übezelle, dazu zählen aber auch die Vorgänge im Instrumentalunterricht und die Abläufe in einem Wettbewerb.

Man sollte es nicht glauben, zumal angesichts der Dichte des Informationsnetzes, das der Tagesspiegel täglich spannt: Aber es gibt Bereiche in der Klassischen Musik, die kaum je besprochen werden. Zu ihnen gehört das Leben in der Übezelle, dazu zählen aber auch die Vorgänge im Instrumentalunterricht und die Abläufe in einem Wettbewerb. Wie misst man denn nun Trompeter mit- und gegeneinander, und woran zeigt sich, wer am allerbesten Orgel spielt? Bei der Filmdoku zum Münchner ARD-Wettbewerb zumindest, die jüngst im Fernsehen zu verfolgen war, kam man auf solche Details nicht zu sprechen. Noch immer müssen wir deswegen raten und rätseln über das Wesen des Musikwettbewerbs, auch wenn man sich für einen ersten Behelf X-Factor oder sogar DSDS ansehen kann, im schlimmsten Notfall auch die Echo-Klassik-Preisverleihung.

Gut, dass gleich die kommende Woche mehr Aufschluss bieten wird, und dies mit einem besonders spannenden Concours: Die Universität der Künste richtet ab Mittwoch den Paula-Salomon-Lindberg-Wettbewerb aus. Den mit Preisgeldern gut ausgerüsteten, alle zwei Jahre veranstalteten Wettbewerb für Gesangsstudenten und -studentinnen gibt es seit 1989. Fast dreißig junge Männer und Frauen haben sich in diesem Jahr angemeldet, um Zeugnis davon abzulegen, wie weit sie gekommen sind mit dem Lied des 20. und 21. Jahrhunderts und den Liedern Liszts und seiner Zeitgenossen: Wie sieht es aus mit dem Gefühl fürs Gedicht? Der Fähigkeit, die Stimme leuchten zu lassen und zugleich verständlich zu artikulieren? Wie viel Sinn kommt derweil vom Klavier? Für den besten Pianisten, die beste Pianistin hat man sogar einen Sonderpreis ausgelobt.

Die sechsköpfige Jury, zu der der Pianist Axel Bauni von der UdK, der Karlsruher Gesangsprofessor Hanno Müller-Brachmann, bis vor kurzem Ensemblemitglied der Staatsoper Unter den Linden, und die auf Neue Musik spezialisierte Sängerin Angelika Luz (Stuttgart) gehören, wird sich zwar nach wie vor hinter verschlossenen Türen besprechen und Außenstehende damit auch weiterhin zwingen, selbst eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen, um die Geheimnisse eines Musikwettbewerbs letztgültig aufzuklären. Doch wird sicher auch auf den Fluren geraunt und gefachsimpelt werden.

Rasch wird überdies das Publikum in die Lage geraten, sich einzubringen: Anteilnahme an Nervosität und Mitärgern bei Patzern gehören ebenso zum Außenerlebnis eines Wettbewerbs wie die garantierte Zeugenschaft bei musikalischen Sternstunden, die in den ersten Runden des PSLW allerdings eher Sternviertelstunden oder Sternzwanzigminüter sein werden, weil die Kandidaten zunächst nur eine kleine Auswahl aus dem mitgebrachten Repertoire von insgesamt 20 Liedern singen dürfen. Schon die erste Ausgabe des Wettbewerbs vor über 20 Jahren brachte einen großen Preisträger hervor, nämlich den Bariton Matthias Goerne, der eben mit den Wiener Philharmonikern zu einer dreiwöchigen Konzertreise nach Fernost aufgebrochen ist. Die Chancen für die einzelnen Teilnehmer stehen also bei ungefähr 1:30, in ferner Zukunft ebenfalls die Koffer packen zu können.

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