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PAUKEN & Trompeten: Hören, singen, trinken

Jörg Königsdorf freut sich auf Bach um Mitternacht

Eine neue Experimentierlust beflügelt die Klassikszene der Stadt. Ob Barock auf der Yogamatte, Beethoven in der Lounge oder Bartók im Nachtclub – nirgends werden derzeit die traditionellen Darreichungsformen klassischer Musik so forsch hinterfragt wie in Berlin, und das Radialsystem V am Ostbahnhof ist das Herz der Bewegung. Seit seiner Eröffnung vor zwei Jahren hat sich der schmuck renovierte Jahrhundertwende-Bau auf Anhieb als Zentrallabor für neue Konzertformen etabliert.

In unmittelbarer Nähe zur Clubszene in Kreuzberg und Friedrichshain wird hier Klassik für ein Publikum geboten, das Konzertsäle verstaubt findet und nach dem Konzertbesuch vielleicht noch andere Ausgehoptionen wahrnehmen möchte. Im Anschluss an die Bach-Nacht am Samstag ist das jedenfalls problemlos möglich: Bis zwei Uhr morgens können sich die Besucher mit Sonaten, Konzerten und Kantaten vollsaugen, die in den radialen Sälen parallel von der Akademie für Alte Musik, dem Solistenensemble Kaleidoskop und dem Vocalconsort Berlin dargeboten werden. Special Guest ist ein Klassik-Superstar: Hélène Grimaud. Die französische Pianistin hat gerade erst ein Bach-Album veröffentlicht.

Auch das ungewöhnlichste Format unter den radialen Konzertreihen wird von einem Klassikstar betreut: Mit Annettes Dasch-Salon hat sich die Berliner Sopranistin eine Mischung aus Talkshow, Teestunde und Liederabend zurechtgeschneidert. Am kommenden Sonntag hat sie ihre Kollegin Anna Prohaska und den Bariton Dietrich Henschel, der gerade an der Staatsoper Peter Ruzickas neue Hölderlin-Oper einstudiert, zu Gast. Erst wird Tee getrunken, dann gesungen – ganz gutbürgerlich.

Jörg Königsdorf

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