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PAUKEN & Trompeten: Hommage an den Markt

Noch vor 20 Jahren hatte es ein Klassik-Interpret, der eine CD herausbringen wollte, relativ einfach: Er nahm einfach zwei große Konzerte oder Sonaten auf und konnte sich im Grunde darauf verlassen, dass das Produkt genügend Käufer finden würde. Aber heute?

Noch vor 20 Jahren hatte es ein Klassik-Interpret, der eine CD herausbringen wollte, relativ einfach: Er nahm einfach zwei große Konzerte oder Sonaten auf und konnte sich im Grunde darauf verlassen, dass das Produkt genügend Käufer finden würde. Aber heute? Angesichts von zig Vergleichsaufnahmen für jedes halbwegs populäre Werk braucht es neue Strategien, um dem Verdacht der Austauschbarkeit zu entkommen. Für viele Interpreten besteht die Lösung im Konzeptalbum: Statt beispielsweise die Klavierkonzerte von Schumann und Grieg zu koppeln, wählt man nur ein großes Werk und spielt dazu einen Strauß kleinerer Stücke mit verschiedenen Künstlern ein, die der Programmfolge der CD den Stempel einer persönlichen Auswahl aufdrücken und en passant auch noch andere Künstler desselben Labels einführen.

Auch Daniel Hope gehört zu den Interpreten, denen man die Neugier auf Entdeckungen abnimmt, die im Umfeld eines berühmten Komponisten zu machen sind. Nachteil dieses Konzepts ist allerdings, dass es sich wegen der unterschiedlichen Besetzungen oft nicht auf den Konzertsaal übertragen lassen: So spielt der britische Geiger auf seiner neuen CD „Hommage an Joseph Joachim“ neben Bruchs 1. Violinkonzert Kammermusikwerke von Clara Schumann, Brahms und Joachim selbst. Bei seinem Auftritt am Dienstag im Kammermusiksaal dagegen verbirgt sich unter dem gleichen Titel ein konventionelleres Programm: Mit dem Stuttgarter Kammerorchester spielt Hope dann Bach, Beethoven, Mendelssohn und Mozart. Lediglich zwei Ungarische Tänze von Johannes Brahms, mit dem Joseph Joachim am engsten verbunden war, erinnern an den legendären Geiger. Aber vielleicht ist es ja auch einfach ein Zeichen von Persönlichkeit, wenn einer keine Lust hat, immer wieder das Gleiche zu spielen.

Jörg Königsdorf

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