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PAUKEN & Trompeten: Ich auf der Bühne, Es im Orchester

Wenn darüber diskutiert wird, welche Komponisten stärker auf dem Berliner Opernspielplan vertreten sein müssten, fällt der Name Franz Schreker in der Regel zuerst. Nicht nur, weil die Stadt gegenüber dem ehemaligen, von den Nazis aus dem Amt gejagten Direktor ihrer Musikhochschule eine historische Verpflichtung hat, sondern auch, weil die Wiederentdeckung der Schreker-Opern zu den wichtigsten Repertoireimpulsen der letzten 30 Jahre gehört.

Wenn darüber diskutiert wird, welche Komponisten stärker auf dem Berliner Opernspielplan vertreten sein müssten, fällt der Name Franz Schreker in der Regel zuerst. Nicht nur, weil die Stadt gegenüber dem ehemaligen, von den Nazis aus dem Amt gejagten Direktor ihrer Musikhochschule eine historische Verpflichtung hat, sondern auch, weil die Wiederentdeckung der Schreker-Opern zu den wichtigsten Repertoireimpulsen der letzten 30 Jahre gehört.

Während etliche der Rehabilitierungen, die im Laufe der 80er Jahre durch die CD-Serie „Entartete Musik“ wie auch durch ambitionierte Stadttheater versucht wurden, nur Achtungserfolge erzielten, sind die Werke des 1878 geborenen Schreker heute regelmäßig auf den Programmen zu finden. „Die Gezeichneten“ waren in Stuttgart und Salzburg zu erleben, für den „Schatzgräber“ machte sich Frankfurt stark und das Opernhaus Chemnitz (Geheimtipp für viele Opernfans) bringt Ende Januar eine Neuproduktion des „Schmieds von Gent“ heraus. In Berlin leistete bisher nur die Staatsoper mit der Aufführung des „Fernen Klangs“ einen Beitrag zur Schreker-Renaissance und erinnerte daran, dass dieses autobiografische Stück eine seiner stärksten Opern ist. Zumindest ist es Schrekers sinnlichstes Werk, das mit seiner luxurierenden Klangsprache von rauschhafter Sinnlichkeit den Soundtrack zur Psychoanalyse liefert: Während auf der Bühne das Ich singt, verrät das Es im Orchester die Triebkräfte des Unterbewusstseins.

Vielleicht auch deshalb war die Produktion eine der überzeugendsten Inszenierungen des nachmaligen Staatsopernintendanten Peter Mussbach, der ja in seiner vorherigen Laufbahn Nervenarzt war. Vor allem bei der Ausarbeitung der neurotischen weiblichen Hauptfigur Grete, deren unerfüllte Sehnsüchte Mussbach ins Zentrum seiner Inszenierung stellte, erkannte man seine klinischen Erfahrungen. Mit Anne Schwanewilms hatte er zudem eine großartige Sängerin. Schwanewilms ist auch bei den letzten drei Aufführungen der Produktion dabei, die die Staatsoper am heutigen Sonntag sowie kommenden Freitag und Sonntag zeigt.

Jörg Königsdorf

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