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PAUKEN & Trompeten: Im Dienste Ihrer Majestät

Eigentlich muss sich der Staats- und Domchor noch gedulden bis zu seinem 550. Geburtstag.

Eigentlich muss sich der Staats- und Domchor noch gedulden bis zu seinem 550. Geburtstag. So bedeutend aber ist seine Geschichte, so viele politische und musikalische Epochen umspannt sie, dass man früher anfangen darf mit dem Feiern und dabei an schwarze Jahre erinnern kann: 1465 engagierte Friedrich II. von Brandenburg fünf Singeknaben, ein Jahrhundert später wurde eine eigene Hofkapelle gegründet, im 19. Jahrhundert verhalfen Chorleiter wie Otto Nicolai oder Felix Mendelssohn Bartholdy dem längst zum „königlichen“ Chor avancierten Ensemble zu Glanz und internationaler Reputation. Die Abdankung des deutschen Kaisers nach dem Ersten Weltkrieg entzog dem „Königlichen Hof- und Domchor“ die sichere Basis. Seit 1923 gehörte er daher als „Staats- und Domchor“ zur Staatlichen Hochschule für Musik, der heutigen UdK.

Zu Repräsentationszwecken nahm er weiterhin Aufstellung, auch am 21. März 1933, als sich in der Potsdamer Garnisonkirche im Beisein von Reichspräsident Hindenburg Abgeordnete der NSDAP und Vertreter der rechten und der bürgerlichen Parteien trafen, um dem neu gewählten Reichstag eine konstituierende Sitzung zu verschaffen – und Hitler einen großen Bahnhof. Nach 1945 galt der Chor als Botschafter der geteilten Stadt, derweil er erst seit der Wende wieder im Berliner Dom auftreten kann.

Anlässlich des Stiftungstages, richtet der Staats- und Domchor – seit 2002 von Kai-Uwe Jirka geleitet – in der Villa und Kirche St. Elisabeth ein Musikfest aus, das den ganzen Sonntag dauert und eine gute Balance zwischen Übermut und ernstem Gedenken hält: Nicht nur wird es unter den Überschriften „Seemann, Ahoi!“ oder „Die Seefahrt“ launige Beiträge geben. Mit Musik von Johannes Eccard, Mendelssohn Bartholdy und Distler ist auch ein Querschnitt durch das kompositorische Schaffen der Chorleiter zu hören, die das Ensemble über die Jahrhunderte hinweg betreut haben. Und schließlich erinnert man mit Mendelssohns „Humboldt-Kantate“ und Weills „Berliner Requiem“, beide von 1928, an den so genannten „Tag von Potsdam“. Ein Zusatzprogramm mit szenischen Darbietungen, Zeitzeugengesprächen und einer „vokalen Experimentierbühne“ rahmt den Festtag.

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