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PAUKEN & Trompeten: Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein

Jörg Königsdorf hisst die Regenbogenfahne

Mit dem Magazin „Siegessäule“ startet sie regelmäßig gemeinsame Aktionen, und vor einigen Jahren war sie sogar mal mit einem eigenen Wagen auf der CSD-Parade: Als einziges Berliner Opernhaus kümmert sich die Komische Oper gezielt um das schwul-lesbische Publikum und bemüht sich auch diesmal, zum Höhepunkt des Berliner Homojahres ein zielgruppenorientiertes Programm anzubieten. Ganz einfach ist das nicht, weil die meisten Opern von Hetero-Lovestories handeln, aber ein paar Stücke gibt es eben doch, die zumindest homoerotische Untertöne haben. Obenan auf der Liste der Homo-Opern steht natürlich Tschaikowskys Eugen Onegin – erstens, weil der Komponist selbst schwul war, und zweitens, weil die Beziehung zwischen Onegin und seinem eifersüchtigen Freund Lenski zumindest für einen Anfangsverdacht reicht (wieder am 29.6.). Andreas Homokis etwas braver Inszenierung würde es allerdings nichts schaden, wenn ein paar Paillettenjungs aus „Kiss me, Kate“ rüberkommen würden – wie zuletzt in München, wo ein schwules Cowboyballett im „Onegin“ die Gemüter erhitzte. Barrie Koskys Inszenierung des Cole-Porter-Klassikers ist zwar auch eine Hetero-Geschichte, aber die knackigen Tänzer stießen auch bei sachkundigen Premierengästen wie dem Regierenden Bürgermeister auf Begeisterung (25.6.). Der Christopher-Street-Day selbst gehört allerdings den Lesben: In Strauss’ „Rosenkavalier“ sind es schließlich drei Frauenstimmen, die die finale Beziehungskonstellation unter sich ausmachen. Und das Schlussduett „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein“ wäre eigentlich auch als CSD-Motto eine gute Wahl.

Jörg Königsdorf

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