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PAUKEN & Trompeten: Junge Genies, alte Erinnerungen

Wenn ich dann einst als Großmama im Lehnstuhl sitz’ bei Großpapa, dann werde ich nicht nur an meine Schulfreundin Katrin zurückdenken, die mir vor Ewigkeiten einige Wünsche dazu ins Poesiealbum schrieb. Sondern natürlich an Berliner Konzertabende.

Wenn ich dann einst als Großmama im Lehnstuhl sitz’ bei Großpapa, dann werde ich nicht nur an meine Schulfreundin Katrin zurückdenken, die mir vor Ewigkeiten einige Wünsche dazu ins Poesiealbum schrieb. Sondern natürlich an Berliner Konzertabende. Hör mal zu, werde ich zu Großpapa sagen, der sich eben eine Zigarre anzündet, erinnerst du dich, Herbst 2012? Natürlich, wird er sagen, diese beiden jungen Kerle am Klavier, der eine war fast noch ein Kind, wie hieß er gleich? Jan Lisiecki, werde ich sagen, damals 17 Jahre alt und schon unter Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon (kommenden Freitag spielt Lisiecki im Konzerthaus das Mozart-Klavierkonzert KV 467 mit dem Stuttgarter Radio-Sinfonieorchester). Richtig, sagt Großpapa und nickt bedächtig, aber da war noch ein anderer. Ja, sage ich, der junge Igor Levit, ein Genie am Klavier, eine Jahrhundertbegabung, gut, dass wir ihn erleben durften. Ich weiß noch genau, werde ich weiter sagen, es war an einem letzten Dienstag im Oktober, und Levit spielte, ebenfalls im Konzerthaus, Stücke von Debussy und Reger und Beethovens Hammerklaviersonate. Schwer! Schwierig! Ein großartiger Abend.

Ach, sinniert Großpapa, und dann die jungen Sängerinnen ... Welche meinst du, frage ich streng. Nun, die Preisträgerinnen des Bundeswettbewerbs Gesang in der Juniorkategorie, sagt er, damals, erster Novembersamstag in der Deutschen Oper. Die jungen Mädchen, die sich für das Finale im Fach Oper/Operette/ Konzert qualifiziert hatten, waren aus ganz Deutschland angereist, ein paar junge Männer kamen doch auch. Und Roger Willemsen, der dann das Abschlusskonzert moderierte, Gott hab ihn selig. Ja, werde ich sagen, schön war es wohl. Und dann nehme ich meinen Füllfederhalter und schreibe ins Poesiealbum meiner Enkelin: Sei wie die Rose am Fenster, die gern dem Musikschönen lauscht, und nicht wie der Strohhalm am Wege, dem alles vorüberrauscht.

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