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PAUKEN & Trompeten: Schall und Hauch

Wiederholt hat Hakan Hardenberger sein Konzert in der Berliner Philharmonie am 8. April 1981 den Wendepunkt seines Musikerlebens genannt.

Wiederholt hat Hakan Hardenberger sein Konzert in der Berliner Philharmonie am 8. April 1981 den Wendepunkt seines Musikerlebens genannt. Damals spielte der gerade mal 20-jährige Preisträger des ARD-Wettbewerbs mit dem DSO Haydns Trompetenkonzert und das Erlebnis des Saals und der Konzentration des Publikums habe ihn dazu bewegt, eine Karriere als Solomusiker zu wagen.

Es dürfte also einiges in ihm vorgehen, wenn er am kommenden Sonntag in die Philharmonie kommt: Denn wieder steht das Haydn-Konzert auf dem Programm, wieder ist es das DSO, das auf dem Podium sitzt und mit Cornelius Meister steht auch wieder ein junger Dirigent am Pult. Also fast ein Déjà-vu, nur dass Hardenberger natürlich heute niemandem mehr beweisen muss, was er kann: Der Schwede ist schlichtweg der bedeutendste Trompeter der gesamten Musikgeschichte. Was einerseits daran liegt, dass er das Ausdrucksspektrum seines Instruments erheblich erweitert hat und ihm dunklere und weichere Töne entlockt, die man bis dahin nur von Jazztrompetern kannte. Aber auch, weil Hardenberger ein unermüdlicher Auftraggeber ist und in den letzten drei Jahrzehnten das Repertoire seines Instruments auf beispiellose Weise erweitert hat: Henze, Birtwistle und HK Gruber, Takemitsu und Arvo Pärt – die Liste der Komponisten, die für Hardenberger geschrieben haben, kann einem Schauer der Ehrfurcht über den Rücken jagen – zumal dazu noch viele andere Werke unbekannterer Komponisten kommen, die oft auf sehr aparte Weise an der Grenze zum Jazz mäandern. Dass man in Berlin eines dieser neuen Konzerte hören kann, kommt leider immer noch sehr selten vor. Und auch, wenn man die CD-Listen von Hardenbergers jüngeren Konkurrenten wie Gabor Boldocki oder Alison Balsom anschaut, findet man überwiegend entweder die Klassiker von Haydn und Hummel, virtuose Arienbearbeitungen oder festliche Barockmusik.

Auch die junge Tine Thingh Helseth hat sich ihren Ruf als Nachwuchstalent erst mal mit weihnachtskompatibler Beschallung erblasen und sich in Berlin im Dezember noch mit barockem Trompetenglanz präsentiert. Umso schöner, dass sie bei ihrem Auftritt am Dienstag im Otto-Braun- Saal der Staatsbibliothek (Beginn: 18.30 Uhr) zeigt, dass sie auch anders kann: Zwar hat die 23-Jährige (noch) keine zeitgenössische Musik mitgebracht, aber mit teils arrangierten Werken für Trompete und Klavier von de Falla, Grieg, Martinu und Hindemith ein höchst abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das der Trompete eine Menge verschiedener Farben und Tonlagen abfordert.

Jörg Königsdorf

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