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PAUKEN & Trompeten: Unterwegs nach Troja

Jörg Königsdorf hofft auf Gerechtigkeit für einen französischen Meister

Es waren leider nicht die schönsten Erfahrungen, die Hector Berlioz mit Berliner Musikern machte: Als er 1847 in die Stadt kam, schlug ihm vonseiten der Staatskapelle Ablehnung entgegen. Mit feindseligem Schweigen und wütenden Blicken seien die schönsten Stellen seiner „Faust- Sinfonie“ quittiert worden, schreibt Berlioz, gibt aber immerhin zu, dass das Orchester in der Aufführung tadellos gespielt habe. Die Episode ist kennzeichnend für die Stellung von Berlioz’ Musik in den Konzertsälen: Abgesehen von der unverwüstlichen „Symphonie fantastique“ ist das Publikum mit keinem seiner Werke wirklich warm geworden. Was nicht die Schuld des Komponisten ist. Im eher breiten, gedeckten deutschen Orchesterklang verliert seine Musik schnell ihre fiebrige Emphase und ihre poetisch- suggestive Detailschärfe. Wer Berlioz spielt, muss sich gründlich mit seiner Musik auseinandersetzen – so wie es gerade die Berliner Philharmoniker getan haben. Auch das Berlioz-Programm, das Philippe Auguin und das Orchester der Deutschen Oper am Montag präsentieren, lässt sich als erste Arbeitsphase verstehen. Immerhin will Kirsten Harms an der Bismarckstraße Berlioz’ Opus Magnum „Die Trojaner“ zeigen, und da ist es gut, sich mit der „Fantastique“ und dem wunderbaren Liedzyklus „Nuits d’été“ schon mal an die komplexe Materie heranzutasten.

Jörg Königsdorf

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