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PAUKEN & Trompeten: Voll ins Schwarze

Vor einem Monat fand in den stimmungsvollen Räumen des Schallplattencafés Horenstein eine ungewöhnliche Record-Release-Party statt. Vorgestellt wurde die Debütaufnahme eines Kammermusikensembles aus Mitgliedern des Konzerthauses, die sich nach dem Wilmersdorfer Vinyl-Enthusiasten-Treffpunkt benannt hat.

Vor einem Monat fand in den stimmungsvollen Räumen des Schallplattencafés Horenstein eine ungewöhnliche Record-Release-Party statt. Vorgestellt wurde die Debütaufnahme eines Kammermusikensembles aus Mitgliedern des Konzerthauses, die sich nach dem Wilmersdorfer Vinyl-Enthusiasten-Treffpunkt benannt hat. Ungewöhnlich war die Party aber nicht nur, weil das Horenstein-Ensemble mit seiner Stammbesetzung von Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett weltweit das einzige seiner Art sein dürfte, sondern weil die Musiker ihre erste Aufnahme als LP herausbrachten.

Denn obwohl die Regale mit Vinyl-LPs auch in den Klassikabteilungen kontinuierlich wachsen und immer wieder von einer Renaissance der Langspielplatte die Rede ist, betraf das bislang meist nur Wiederveröffentlichungen. Dass dagegen eine Neueinspielung auf Platte herauskommt, und noch dazu eine im Nischensegment Kammermusik, ist ungewöhnlich – vielleicht auch, weil sich Klassik nun mal nicht so gut scratchen lässt. Geld machen lässt sich trotz wachsender VinylGemeinde mit so einem Produkt zwar nicht, aber die Platte dürfte auch eher als Glaubensbekenntnis gemeint sein. Denn die Horenstein-Musiker sind selbst von der akustischen Überlegenheit der Schallplatte überzeugt und Stammkunden im Café, das sich zum Hauptumschlagplatz gebrauchter Klassik-LPs in Berlin entwickelt hat. Da ist es nur konsequent, dass sie sich dieser Vermittlungsform bedient haben, um auch ihre zweite große Leidenschaft zu propagieren. Die ist ebenso exotisch wie die Vinylverehrung: englische Kammermusik. Ein echter Haufen Freaks mithin – und weil man dieses Prädikat Klassikinterpreten ja nicht so oft attestieren kann, sollte man jetzt auf die LP ebenso neugierig sein wie auf das Konzert des Horenstein-Ensembles, dessen Programm am Freitag im Konzerthaus mit Werken unter anderem von Elgar, Arnold Bax und Vaughan Williams natürlich ziemlich anglophil ausgefallen ist.

Übrigens, die Aufnahme des Ensembles ist parallel auch auf CD erschienen. Falls das jetzt noch jemanden interessieren sollte.

Jörg Königsdorf

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