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PAUKEN & Trompeten: Wir können auch anders

Die Besucher des Neujahrskonzerts der Jungen Deutschen Philharmonie dürften im letzten Jahr über die angekündigte Überraschung nicht schlecht gestaunt haben: Eben hatten sie in Frankfurts Alter Oper noch zugeschaut, wie Julia Fischer Saint-Saens’ drittes Violinkonzert gegeigt hatte – und nun griff die gleiche Solistin auch noch in die Tasten und spielte Griegs Klavierkonzert! In Fischers Biografie firmiert der Abend seither als ihr offizielles Pianistendebüt – eine Wortwahl, die schon impliziert, dass Deutschlands jüngste Professorin (ihren Ruf an die Frankfurter Musikhochschule erhielt sie mit 23 Jahren) künftig öfter ihre Doppelbegabung unter Beweis stellen wird.

Die Besucher des Neujahrskonzerts der Jungen Deutschen Philharmonie dürften im letzten Jahr über die angekündigte Überraschung nicht schlecht gestaunt haben: Eben hatten sie in Frankfurts Alter Oper noch zugeschaut, wie Julia Fischer Saint-Saens’ drittes Violinkonzert gegeigt hatte – und nun griff die gleiche Solistin auch noch in die Tasten und spielte Griegs Klavierkonzert! In Fischers Biografie firmiert der Abend seither als ihr offizielles Pianistendebüt – eine Wortwahl, die schon impliziert, dass Deutschlands jüngste Professorin (ihren Ruf an die Frankfurter Musikhochschule erhielt sie mit 23 Jahren) künftig öfter ihre Doppelbegabung unter Beweis stellen wird.

Das eigentlich Erstaunliche an der Sache ist allerdings weniger, dass ein Mensch seine Musikalität auf mehreren Instrumenten ausdrücken kann, sondern eher, dass er das auch darf. Üblicherweise verlaufen die Dinge eher wie im Falle des kroatischen Pianisten Dejan Lazic, der noch als Teenager im gleichen Konzert ein Mozart-Klavierkonzert und das Klarinettenkonzert spielen konnte. Irgendwann drängen die Lehrer den multitalentierten Schüler dazu, sich auf ein Instrument zu konzentrieren, damit er im internationalen Geschäft mithalten kann.

Bei Fischer war offenbar auch nach der Entscheidung für die Geige immer noch genug Zeit, um das Klavierspiel weiter auf quasi-professionellem Niveau zu pflegen. Schon Jahre vor ihrem Debüt verriet sie, dass sie gerade Mendelssohns erstes Klavierkonzert einstudiere, und für ihren Auftritt mit der Potsdamer Kammerphilharmonie am Freitag im Nikolaisaal hat sie neben Mozarts D-Dur-Violinkonzert KV 218 auch dessen d-Moll-Klavierkonzert mitgebracht.

Die Idee, die Saison mit einem spektakulären Paukenschlag zu eröffnen, hat sich inzwischen durchgesetzt. In Berlin haben in den letzten Jahren sowohl die Staatsoper wie das Konzerthaus-Orchester die Saisoneröffnung genutzt, um sich ins rechte Licht zu setzen: Während das Barenboim-Haus am Wochenende mit Public Viewing („Tristan“ am Samstag) und Open-Air-Konzert (Sonntag) Partystimmung auf dem Bebelplatz verbreitet, feiert Lothar Zagrosek im Konzerthaus am Donnerstag wieder sein „Orchesterfest“ in allen Sälen. Höhepunkt des bunten Abends dürfte der Auftritt des Publikumsorchesters werden, dass sich unter Zagroseks Leitung diesmal an die weiß Gott nicht einfache Ouvertüre zu Wagners „Meistersingern“ gewagt hat. Obwohl die normalen Konzertprogramme der Saison konventioneller gestrickt sind, steht der Mix aus Zeitgenössischem, DJ-Gefrickel und Klassik-Entdeckungen doch für den frischen Wind, den Zagrosek ins Konzerthaus gebracht hat. Und nach diesem Abend dürften es noch ein paar Berliner mehr bedauern, dass der Mann seinen Vertrag nicht verlängert.

Jörg Königsdorf

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