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PAUKEN & Trompeten: Zerstöre meine Stereoanlage!

Liebes Christkind, ich weiß, ein bisschen spät, aber vielleicht klappt es ja noch. Hier meine Liste: Ich wünsche mir von Dir Geschmeidigkeit in der linken Hand und Kinder, die etwas weniger Musik machen, eine kaputte Stereoanlage, ein paar Instrumente gar nicht, andere dagegen schon, aber nur mit Schalldämpfern, einen besseren Nahverkehr und ein Konzertabo, allerdings nicht für mich selbst.

Liebes Christkind, ich weiß, ein bisschen spät, aber vielleicht klappt es ja noch. Hier meine Liste: Ich wünsche mir von Dir Geschmeidigkeit in der linken Hand und Kinder, die etwas weniger Musik machen, eine kaputte Stereoanlage, ein paar Instrumente gar nicht, andere dagegen schon, aber nur mit Schalldämpfern, einen besseren Nahverkehr und ein Konzertabo, allerdings nicht für mich selbst.

Bitte wundere Dich nicht. Ich kann mir doch nicht ewig nur singende Kinder und mehr Musik wünschen! Also, ich erklär’ noch mal: Als Erstes wünsche ich mir, dass ich wieder so gut trillern kann wie früher, damit ich auch die letzte Variation von Mozarts „Ah, vous dirai-je, Maman“ alias „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ auf dem Klavier spielen kann. Du sollst mir das aber bitte schon heute bringen, denn morgen macht es ja schon keinen Sinn mehr.

Ganz dringend wünsche ich mir zweitens, dass unser Klavier wieder in Ordnung kommt. Mein Klavierstimmer, den ich gerade ganz verzweifelt anrief, ließ mir nämlich ausrichten, dass er in diesem Jahr unmöglich noch vorbeikommen könne, es gebe einfach zu viele Familien mit Kindern und Klavieren und klavierspielenden Kindern. Das darf ja wohl nicht wahr sein, liebes Christkind, man hat mir doch versprochen, dass es abwärtsgeht mit der klassischen Musik.

Drittens wünsche ich mir, dass unsere Stereoanlage den Geist aufgibt, damit endlich einmal wieder vernünftig und vor allem selbst gesungen wird bei uns zu Hause. Einmal im Jahr und zu Weihnachten, das reicht kaum aus, um das Endziel einer vollständigen Musikalisierung der Familie zu erreichen; ich muss ja auch immer an eine Podiumsdiskussion vor Jahren denken, bei der ich in strengem Ton daran erinnert wurde, dass Kinder allein in der Geborgenheit einer Familie und am Schürzenband einer stetig singenden Mutter wirklich mit Musik vertraut werden können.

Wo wir gerade dabei sind: Ich wünsche mir Geduld für alle Eltern dieser Stadt. Und das Vertrauen darauf, dass ihr Kind mit spätestens sechs oder sieben musikalisch aufwachen wird. Und auf jeden Fall statt der selbstgebauten Schuhkartons mit Gummibändern (Gitarre), Luftballons mit Trockenerbsen (Rassel) und Gartenschläuchen mit Papieraufsatz (Horn), die es in Kitas und Kinderkonzerten gibt und die dann zu Hause auf dem Kinderzimmerschrank einstauben, ein schön gebautes Orff-Instrumentarium. Zu reellem Preis. Eventuell sogar mit Schalldämpfer? Aber ehrlich, nur, wenn es Dir nicht zu viel wird.

Als Letztes sollst Du mir noch bringen, dass die BVG von nun an pünktlich fährt, so dass ich nie mehr befürchten muss, auf der Leipziger Straße stecken zu bleiben, während es in der Philharmonie gerade zum zweiten Mal klingelt. Apropos: Der Dame, die jeden lieben Konzertabend, den Gott werden lässt, mit einer „Suche Freikarte“-Karte vor dem Einlass der Philharmonie steht, dieser Dame bringe doch bitte ein Komplett-Abonnement für alle Konzertreihen ihrer Wahl. Ich habe sie zwar immer auch drinnen im Saal gesehen, aber sicher ist sicher.

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