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Kultur: Peter Fischer ist tot: Deutsche Exzentrik

Peter Fischer, seinen Lesern besser unter seinem Pseudonym Julian Exner bekannt, ist in London gestorben, wie er gelebt hat: einsam, in sich versponnen und trotzdem voller abenteuerlicher Pläne. Er war Berliner, 1921 geboren, und schon in frühester Jugend, was man im damaligen Deutschland auf keinen Fall sein durfte, ein ausgesprochener Individualist.

Peter Fischer, seinen Lesern besser unter seinem Pseudonym Julian Exner bekannt, ist in London gestorben, wie er gelebt hat: einsam, in sich versponnen und trotzdem voller abenteuerlicher Pläne. Er war Berliner, 1921 geboren, und schon in frühester Jugend, was man im damaligen Deutschland auf keinen Fall sein durfte, ein ausgesprochener Individualist. Ich lernte ihn in den Trümmern von Karthago kennen; es war mitten im Krieg, und er trug die Uniform einer Strafkompanie. Er sprach mich Lateinisch an, was ungewöhnlich war, aber nicht bei ihm. Als wir aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückkamen, ergriffen wir den gleichen Beruf. Peter war bald Feuilletonredakteur in der "Frankfurter Rundschau". Er gab den Beruf auf, um Hermann Hesses "Glasperlenspiel" nachzubauen. Obwohl er nach London zog, misslang dies, aber nach einem kurzen Zwischenspiel in der BBC gewann "Der Tagesspiegel" einen herausragenden Kulturkorrespondenten. Seit 1961 arbeitete er für uns - ein überaus verlässlicher und keineswegs exzentrischer Mitarbeiter, pünktlich und in Wissen wie Stil perfekt. Nur in Fachkreisen als solcher bekannt, war er ein weltweit geschätzter Kenner der Geschichte und Gegenwart der Mosaik-Kunst. Er schrieb seit einiger Zeit an dem zweiten Band eines Fachbuchs. In der Reihe "Preußische Köpfe" brachte er eine Biographie Heinrich von Kleists heraus, den er von allen deutschen Autoren am höchsten einschätzte.

Sein Alter war einsam und traurig. Von der Familie verlassen, lebte er unter zeitweilig großen Schmerzen im Londoner Stadtteil Ealing mit seinen Katzen als einzige Altersgefährten. Wer ihn gekannt hat, wird ihn nie vergessen. Und wer ihn gelesen hat, wird sich gern an ihn erinnern.

Heinz Ohff

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