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Kultur: Peter Wackel

Diese Woche auf Platz 86 mit: „Ü 30“

Der Partynator rettet uns. Und er macht Mut. Er bewahrt uns vor der musikalischen Trostlosigkeit, die sicher kommt. Später, wenn man über 30 ist. Dann ist doch sowieso alles nur noch Erinnerung. Zwei Jahre sind es noch, bis ich diese magische Altersgrenze erreicht habe und schon jetzt quält mich diese Frage, was danach kommt – musikalisch? Wird es noch irgendeine neue Band, eine neue Musik, in mein CD-Regal schaffen, wenn sich diese ominöse „3“ erstmal in meiner Altersangabe festgesetzt hat?

Aber alles Hadern hat ein Ende. Der Partynator alias Peter Wackel hat endlich eine Antwort für alle parat, die wissen wollen, wie sich Musik mit „Ü30“ anhört. Trotzig, wild und optimistisch: „Ich bin Ü 30 und das weiß ich / doch das ist mir scheißegal / ich bin super drauf / und noch immer erste Wahl.“

So klingt sie also, die Musik für Erwachsene. Wie ein rauschendes Après-Ski- Fest nach einer Talabfahrt in Sölden. Oder ein Leben am Ballermann auf Malle. Traumhaft. Keine schweren, melancholischen Radioheadsongs mehr. Keine pubertären Gitarrenrocker aus England mehr. Und auch kein intellektuelles Geschwafel von Kante (und Blumfeld sowieso nicht) mehr. Endlich darf man mit Ü 30 das hören, was man sich mit E 20 nicht getraut hat: tumbe Bierzeltmusik. Fröhlich und lebensbejahend. So wie Guido Westerwelle Deutschland reformieren wollte anno 2002.

Der Spaßwahlkampf ist vorbei und blieb ohne Erfolg. Notorische Berufsjugendlichkeit ist dagegen immer noch im Trend. Jugendlichkeit ist eben keine Frage des Alters mehr. Solange man zur werberelevanten Zielgruppe gehört, bleibt man formal Jugendlich. „Ü 30“ liefert da doch den perfekten Soundtrack zum Methusalemkomplex. Gefeiert wird wie mit 20. Störend sind nur die echten „Ü20“. Aber auch die werden irgendwann älter.

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