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Tolle Tolle. Philipp Boa, hier bei einem Konzert 2015.

© Keuntjex/ Imago

Phillip Boa und The Voodoo Club: Dann macht es plötzlich Klick

New Wave lebt: Phillip Boa gibt mit seiner Band zwei Konzerte im Berliner Huxley's.

Die Haare, immer wieder diese Haare. Phillip Boa ist 54 Jahre alt und gesegnet mit einem prächtigen Haupthaar, für das ihn die meisten Altersgenossen im Huxley’s beneiden dürften. Während des Konzerts seiner Band The Voodoo Club fährt sich der Sänger aus Dortmund mit den Händen immer wieder durch den schulterlangen Schopf und wirft ihn ausdrucksstark in Form. Keine Frage, Phillip Boa ist ein schöner Mann mit schönen Haaren und es scheint ihm ein Anliegen zu sein, dass dies auch wirklich jeder mitbekommt. Auf der aktuellen Tour tritt der ewig junge Maestro des deutschen Indierocks gleich zwei Mal hintereinander in Berlin auf.

In den achtziger Jahren war Boa der unumstrittene Star in der deutschen New-Wave-Szene, zu seinen besten Zeiten reichte Boas Popularität über die Landesgrenzen hinaus. In Misskredit brachten ihn selbst unter hartgesottenen Fans seine Versuche mit anderen musikalischen Stilen. Das Nebenprojekt Voodoocult verschrieb sich dem im heimischen Ruhrpott nie aus der Mode gekommenen Thrash Metal, solo experimentierte er mit Techno. Boas Exzentrik war immer für eine Kontroverse gut. Nach der Trennung von seiner langjährigen Partnerin Pia Lund 1997 beschäftigte die Fans lange Zeit der Rosenkrieg mit der ehemaligen Bandkollegin.

Phillip Boa braucht nicht viel, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen

Sein Auftritt in Berlin beweist, dass seine alten Fans ihm noch immer treu sind. Es dauert eine Weile, bis das Publikum auftaut, aber als das Eis erst gebrochen ist, wird das Konzert zum Triumph. Boa, wie immer im schwarzen Anzug, braucht nicht viel, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Die Stücke funktionieren eigentlich immer gleich: Sie trotteln ein wenig vor sich hin, Gitarre-Schlagzeug-Bass samt Gesang stellen irgendetwas halbwegs Interessantes an und dann macht es plötzlich Klick und ein superpoppiger Refrain sorgt für Glücksmomente. So einfach funktioniert Boas Pop.

Der Mann, der einst – nicht ohne Ironie – Deutschlands David Bowie genannt wurde, gibt wie in seinen besten Tagen den arroganten Zeremonienmeister. Seine Ansagen sind kurz und barsch, er verkneift sich jeden Anflug eines Lächelns. Nicht, dass am Ende noch der Verdacht aufkäme, er sei altersmilde geworden. Stattdessen schüttelt er lieber noch einmal seine Haare.

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