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Kultur: Piano mit Pianist

GESANG

Effektvoll und kontrolliert beginnt Matthias Rexroth seinen Liederabend mit „Ombra mai fu“, dem recht abgenutzten Largo aus Händels „Xerxes“. Mit Purcells „Music for a while“ und Glucks „Che farò“ schreckt er auch vor den größten Hits seines Fachs nicht zurück und gibt dem Programm so einen Hauch von „Best of ...“. Damit provoziert der junge Altus die anspruchsvollsten Vergleiche. Während Händel und Purcell noch allzu trocken geraten, lockert sich der Ton im Lauf des Abends, doch bis zur Pause bleibt der Eindruck des Kalkulierten. Erst bei den Komponisten des 19. Jahrhunderts schwingt die Stimme freier, gewinnt der Ton an Volumen und Strahlkraft. Das genau dosierte Piano, die eleganten Lautstärkewechsel sind in den italienischen Arien und Liedern mit Leben erfüllt: der Sänger als Geschichtenerzähler.

Vielleicht hätte Matthias Rexroth sich für sein Debüt im DeutschlandRadio einen originelleren Pianisten als Eytan Pessen aussuchen sollen. Der Stuttgarter Repetitor bringt zwar die großflächigen Opernnummern in Schwung, hat jedoch zu den feinziselierten Barockstücken nicht viel beizutragen. Weil Rexroth sich gegen seinen Pianisten kein bisschen wehren muss, erscheint sein Gesang etwas zu selbstverliebt, zu sehr in sich gekehrt. Dabei hat die Stimme durchaus Expansionskraft. Sie kann schneidend laut sein und im nächsten Moment schmeichelnd betören. Technische Probleme scheint es nicht zu geben, und Stilempfinden beweist Matthias Rexroth ebenfalls. Schade, dass er sich so lange auf ausgetretenen Pfaden bewegte und nur in Ansätzen künstlerischen Wagemut zeigt. Nur dort kann der Erfolg für ihn liegen.

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