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Kultur: Piraten der Prärie

„Lone Ranger“ – mit Spaßvogel Johnny Depp.

Bevor in zwei Jahren „Fluch der Karibik“ die fünfte und wohl letzte Fortsetzung findet, setzen Blockbuster-Zar Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski schon einmal ein Nachfolge-Franchise aufs Gleis. Nach der Revitalisierung des Piratenfilmes, die knapp vier Milliarden Dollar Umsatz machte, nehmen sie sich nun des brachliegenden Westerngenres an. Als Vorlage dient die leicht angestaubte Serienfigur „Lone Ranger“, die in den USA zunächst im Radio und in den fünfziger Jahren als TV-Held Erfolge feierte. Der Mann mit der Maske und dem weißen Hut ist einer jener Gerechtigkeitskämpfer, die zum Western gehören wie der Staub zur Prärie. Ihm zur Seite steht der skurrile Indianer Tonto – Johnny Depp spielt den seltsamen Mann mit der toten Krähe auf dem Kopf. Ein wenig zu bruchlos knüpft Depp hierbei an seine exzentrischen Rollen in „Dead Man“ und „Fluch der Karibik“ an: Auch in „Lone Ranger“ sorgt er als schräger Vogel für die gelegentliche Entschleunigung des Popcorn-Movies.

Die Geschichte wurde nach dem Baukastenprinzip aus klassischen Westernmotiven zusammengesetzt. In der texanischen Stadt Colby ist der Fortschritt in Form einer Eisenbahnlinie angekommen. Im ersten Zug, der auf dem Bahnhof einlaufen soll, befinden sich der junge Staatsanwalt John Ried (Armie Hammer), der in seiner Heimatstadt Gesetz und Ordnung durchsetzen will, der Schwerkriminelle Butch Cavendish (William Fichtner), der in Colby an den Galgen gebracht werden soll, und Tonto, dem in einer Rahmenhandlung auch die Rolle des unzuverlässigen Erzählers zukommt.

Einen Überfall und eine spektakuläre Zugentgleisung später aber sieht die Welt für John Ried ganz anders aus. Sein Bruder wurde bei der Verfolgung des Bösewichtes ermordet, und der Staatsanwalt kommt nur dank der magischen Kraft eines Seelenpferdes mit dem Leben davon. Als Held wider Willen zieht er die Maske über und zieht gemeinsam mit dem kauzigen Indianerfreund gegen das Verbrechen zu Felde. Vom korrupten Bahnbetreiber über die verdreckte Ganovenbande und eine geheime Silbermine bis zum Militärmassaker an einem unschuldigen Indianerstamm wird alles auf die Leinwand geworfen, was einen Western ausmacht.

Das ist halbwegs unterhaltsam, allerdings zerfällt bald alles in seine Einzelteile, und auch die komödiantische Beziehung zwischen dem Titelhelden und seinem Sidekick kommt nicht recht in die Gänge. Für zweieinhalb Stunden reicht das Jonglieren mit Versatzstücken nicht. Eine emotional tragfähige Geschichte und kein bloßer Themenparkfilm – das wär’s gewesen. Martin Schwickert

In 24 Berliner Kinos

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