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Klangkünstler Emeka Ogboh.Foto: Thilo Rückeis

© Thilo Rückeis TSP

"Playback" von Emeka Ogboh in der ifa-Galerie: Chor der vielen

Emeka Ogbohs Soundinstallation für die Afrikanische Union ist nun in der ifa-Galerie zu erleben.

Tradierte Kunstformen neu zusammensetzen – darin ist Emeka Ogboh Meister. Zuletzt bewies der nigerianische Klangkünstler dies mit einer Soundinstallation auf der Biennale in Venedig, in welcher er die deutsche Nationalhymnne in zehn afrikanischen Sprachen singen ließ. Mit seiner neuen Installation „Playback“ für das Gebäude für Frieden und Sicherheit der Afrikanischen Union im äthiopischen Addis Abeba legt Ogboh eine eigenwillige Interpretation von Kunst aus Afrika vor. Derzeit ist das Werk in der Berliner Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen zu erleben.

Wieder greift Ogboh eine Hymne auf, die der Afrikanischen Union. „Let us all unite and celebrate together“ lautet ihr englischer Titel – der den Kontinent nach Ogbohs Verständnis jedoch nicht umfassend repräsentiert. Daher nahm er die Hymne in 17 Sprachen auf, den meistgenutzten des Kontinents, von Amharisch bis Yoruba. Zeile um Zeile erklingt in einer der Sprachen, ungeordnet nach dem Zufallsprinzip. Dieses Mash-up ergänzt eine Klangcollage verschiedener Reden afrikanischer Staatsoberhäupter, die das äthiopische Radio 1963 zur Gründung der Vorgängerorganisation OAU ausstrahlte. Die Vielzahl der Stimmen verdeutlicht die Suche nach Möglichkeiten einer Einheit in Vielfalt, sei es in symbolisch-musikalischer oder politisch-organisierter Form.

Wider die Monumentalität

Ogbohs Ansatz unterscheidet sich fundamental von vielen Kunstwerken, die Afrikas Einheit verkörpern wollen. Etwa das „Monument der Afrikanischen Renaissance“, 2010 im senegalesischen Dakar eingeweiht: In starrer Heroik ragt die Skulptur einer idealisierten Kernfamilie 50 Meter hoch in den Himmel; die Brust des Mannes geschwellt, die Züge der Frau grazil und doch erhaben, während das Kind kühn gen Westen deutet, als rufe es zum Aufbruch in die Zukunft.

Ogbohs Klangkunst verzichtet auf jegliche Monumentalität, ihm geht es um Dynamik, um die Beweglichkeit und Offenheit des Werks, um die Darstellung und Ermöglichung von Kommunikation – damit passt er wunderbar nach Addis Abeba. Dort soll ja Austausch stattfinden, Verständigung über Sicherheitsfragen des gesamten Kontinents. Ogbohs Kunst kann der Politik als Mahnung dienen.

Ifa-Galerie, Lilienstraße 139–140, bis 10.1.2016, Di–So 14–18 Uhr, Eintritt frei

Johannes Metternich

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