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Kultur: Poetische Playstation

OPER

Wagners „Parsifal“ kann fünf Stunden dauern. Dabei geht´s auch in 90 Minuten. Für Kinderohren zudem besser geeignet: mit Kammerorchester, schönen Melodien und einer witzigen Handlung. „Elster und Parzival“ , im Foyer der Deutschen Oper uraufgeführt, wurde von seiner bekanntlich anspruchsvollen Zielgruppe begeistert aufgenommen. Parzival ist ein Junge von heute, der seine Tage mit Computerspielen vertrödelt. Besonders traurig ist darüber seine Freundin, der Parzival als clowneske Elster wiederbegegnet – hinter der Mattscheibe, in einem verrückten Computertraum. Darin muss Parzival mit einem Drachen kämpfen, trifft auf einen schwarzen Ritter, den finsteren Zauberer, den kranken König. Und er muss der erdrückenden Liebe einer Frau namens Cundrie standhalten, die seine Mutter sein könnte.

Libretto, Bühnenbild und Regie besorgte Paul Flieder. Mit einfachen Mitteln erzählt er die Geschichte einer Suche nach Sinn jenseits der Playstation. Parzival erfährt, dass es keine klare Frontlinie zwischen Gut und Böse gibt. Titeltrotzkopf Yosep Kang gibt einen metallisch-höhensicheren Helden. Als lebenskluge Elster berückt die Sopranistin Raquela Sheeran mit schillerndem Vokalgefieder. Auch insgesamt ein gutes Sängerensemble, aber der Wiener Paul Hertel hat eben dankbare Partien geschrieben. Seine Musik umarmt „E“ und „U“, ist vielschichtig, ohne auseinanderzufallen. Sogar Star-Wars-Zitate haben Platz neben ruppig-atonalem Zickzack. Und immer wieder blühen herzhafte Kantilenen auf. (wieder am 31. März und 1. April, jeweils 11 Uhr)

Jens Hinrichsen

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