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Kultur: Polenz muss gehen: Immer noch loyal

Ein ehrendes Etikett bleibt ihm: seriös. Ruprecht Polenz ist ein seriöser Politiker.

Ein ehrendes Etikett bleibt ihm: seriös. Ruprecht Polenz ist ein seriöser Politiker. Das war er immer schon, und deswegen ist er stets sehr ansehnlich gewählt worden: in den Stadtrat von Münster, wo er bis 1994 Fraktionschef der CDU war, an die Spitze des nordrhein-westfälischen Rings der Christlich-Demokratischen Studenten (RCDS), in den Landesvorstand der Jungen Union Westfalen-Lippe. Und als letztes zum Generalsekretär der CDU Deutschlands, nachdem ihn vorher Angela Merkel ausgewählt hatte.

Ruprecht Polenz, katholisch, Vater von vier Kindern, geboren in Denkwitz bei Bautzen. 54 Jahre ist er alt, und man hätte meinen können, er werde jetzt die Höhe des Erfolgs erklimmen. Zuzutrauen war es ihm. Ein Mann aus der Mitte der CDU ist er, dem einfachen Mitglied verbunden, in die Strukturen eingebunden, die Bodenhaftung garantieren. Obwohl "Stallgeruch" nicht das Wort ist, das auf ihn passt. Dafür wirkt Polenz dann doch zu sehr wie ein Großbürger, vom Typ her ganz so, wie sie in manchen Teilen Westfalens, den "schwarzen", nicht selten zu finden sind.

Er selber ist aber nicht so schwarz, wie man nun vor diesem Hintergrund denken könnte. Polenz hat im Bundestag seit 1994 für Toleranz und Verständigung zwischen Christentum und Islam geworben, sich für einen Beitritt der Türkei zur EU eingesetzt, überhaupt manches Mal ein mutiges Minderheitsvotum in seiner Partei abgegeben. Es hat Polenz nicht geschreckt, denn außerhalb der CDU hat es ihn offenkundig doch beliebt gemacht: 1998 gewann er nicht nur seinen Wahlkreis direkt, sondern sogar noch Stimmen hinzu. Gegen den Trend.

Mit dieser Auffassung von Politik ging er von April an ans Werk. Liberal in der Grundhaltung, zurückgenommen im Auftreten, an der Sache orientiert. So hatte er das Leitmotiv des Essener Parteitags verstanden: "Zur Sache!" Nun allerdings hat ihm die Parteichefin Merkel nicht mehr zugetraut, der Union zusätzliche Wähler zu verschaffen. Und weil sich zur Seriosität oft auch Geradlinigkeit gesellt, hat sich Ruprecht Polenz dem Abschied und Neuanfang in der Parteiführung nicht entgegengestellt. Was, dies zum guten Schluss, zeigt, wie er Loyalität versteht.

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