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Andrzej Wajda (1926-2016)

© Reuters/Agencja Gazeta/Renata Dabrowska

Polnische Regielegende: Andrzej Wajda ist tot

Er gilt als der größte Regisseur in der Geschichte des polnischen Kinos. Nun ist Andrzej Wajda im Alter von 90 Jahren gestorben.

Der polnische Theater- und Filmregisseur und Oscarpreisträger Andrzej Wajda ist tot. Der 90-Jährige starb am Sonntagabend, wie polnische Medien berichteten. Ein Freund der Familie bestätigte den Bericht.

Wajda gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseure Polens. In seiner Heimat wird er beinahe wie ein Nationalheiliger verehrt und immer wieder als „Nationalfilmregisseur“ vereinnahmt. Auch das Ausland ehrte ihn gebührend: Im Jahr 2000 wurde er mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet, 2006 wurde ihm auf der Berlinale der Goldene Ehrenbär für sein Lebenswerk verliehen.

Der in Suwalki in Nordostpolen geborene Wajda hatte an der Filmschule in Lodz studiert. Schon früh feierten seine Filme, auch inmitten der repressiven Strukturen des kommunistischen Vasallenstaats, die polnische Unbeugsamkeit. Sein Debüt „Eine Generation“ (1955) wurde ein internationaler Erfolg. Genauso seine folgenden Werke „Der Kanal“ (1957) und „Asche und Diamant“ (1958), die heute als Klassiker der „polnischen Filmschule“ gelten.

Ein Unbeugsamer

Bereits hier zeichneten sich die Trauma der polnischen Moderne als seine lebenslangen Themen ab: Die Kriegszeit und der Widerstand gegen die deutsche Besatzung, die Machtübernahme durch die Kommunisten 1945, die das Land unter ihr Joch zwängten. Spätestens mit „Der Mann aus Marmor“ (1977), seinem vielleicht größten Erfolg, legte Wajda eine schonungslose Kritik am stalinistischen System in Polen vor.

Einige Kritiker warfen ihm zwar vor, er sei bis zum Ende des Kommunismus im Jahr 1989 zu viele Kompromisse mit den Kommunisten eingegangen. Doch er konterte, sah sich als die Stimme der Nation, die selbst nicht frei sprechen konnte, es dafür in seinen Filmen umso mehr tat.

Tatsächlich machte der vier Mal verheiratete Regisseur auch einen Ausflug in die Politik. Zwei Jahre lang saß er als Senator für die Solidarnosc-Bewegung, der revolutionären Streikbewegung, die 1989 maßgebend an der Gestaltung der Wende in Polen mitwirkte, in der zweiten Kammer des polnischen Parlaments.

Und er blieb bis zum Ende unbeugsam. Als die rechtspopulistische PiS-Partei die politische Bühne betrat, verweigerte er die Unterstützung. Seit ihrem Sieg stellte er sich auf die Seite der Protestbewegung.

Er drehte Filme bis zuletzt

Für viele kommt sein Tod trotz seines hohen Alters überraschend. Denn noch Ende September hatte Wajda beim polnischen Filmfest in Gdyni seinen neuesten Film „Powidoki“ („Nachbilder“) vorgestellt. Das Drama, das als Polens Kandidat für den Auslands-Oscar im Rennen ist, erzählt die Geschichte des polnischen Malers Wladyslaw Strzeminski (1893-1952), der sich der kommunistischen Regierung widersetzt hatte. „Ich habe einen Film gemacht, der zeigt, dass das Eingreifen in die Kunst nicht Aufgabe der Regierung ist“, hatte Wajda in einem Interview mit der Nachrichtenagentur PAP gesagt.

Mit Andrzej Wajdas Tod, so teilte das polnische Filminstitut auf seiner Website mit, erleide die polnische Kultur einen riesigen Verlust. Auch zahlreiche polnische Schauspieler und Filmschaffende, die mit ihm zusammengearbeitet hatten, trauerten um den verstorbenen Filmregisseur. Sie würdigten ihn als „Meister seiner Kunst“, „große Autorität“ und „Mentor“. Das polnische Kino werde lange um ihn trauern, hieß es. (mit dpa)

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