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© Sebastian Leber

Abschiedskonzert: Knorkators gewaltiges Ende

Nach 14 Jahren hat sich die Berliner Krawall-Band Knorkator aufgelöst. Am Freitag gab es ein letztes zerstörerisches Konzert in der Columbiahalle - mit Überraschungsgästen.

Kurz vor Mitternacht ist Schluss, Knorkator sind Geschichte. Die fünf schwitzenden, mehrheitlich nackten Musiker umarmen sich und winken ins Publikum. Dann steigen sie von der Bühne, zurück bleibt nur das in Stücke gehauene Piano.

Nach 14 Jahren hat sich die Berliner Krawall-Band Knorkator aufgelöst. Das Abschiedskonzert in der Columbiahalle war seit Wochen ausverkauft, die Musiker hatten angekündigt, ein letztes Mal Radau zu machen. Das tun sie. Schon nach 30 Minuten kommt es zum ersten knorkatortypischen Gewaltexzess: Bandchef Alf Ator schmeißt sein Keyboard um, trampelt darauf herum und schlägt mit einer Holzlatte zu - passenderweise zum Lied "Ich hasse Musik", einem echten Knorkator-Klassiker: "Ich hasse Celli und Kontrabässe, die kriegen alle eins auf die Fresse."

Der Sänger hat eine Diskokugel auf dem Kopf

Sie sehen aus wie eine Mischung aus Rammstein und Guildo Horn. Sänger Stumpen trägt einen brust- und pofreien Damen-Badeanzug, so kann man wunderbar seine vielen Tattoos sehen. Zwischendurch setzt er sich eine Diskokugel auf den Kopf, zu Beginn seiner Bühnen-Karriere waren es Klobrillen. Auch Stumpen ist mit den Jahren gereift.

Klamauk und Selbstironie waren - neben dem augenzwinkernden Zerstören von Instrumenten - immer die Konstanten im Schaffensprozess von Knorkator. Heute bemühen sich die Musiker noch einmal, das alles zu zeigen: Stumpen mault sein Publikum an, weil das nicht mit ihm im Chor "Bummsfallera" singen will, dann lädt er Tontechniker "Stiefel", nach eigenen Angaben 140 Kilo schwer, zum Crowdsurfen ein. Später bewerfen Knorkator ihre Fans mit hunderten Scheiben Toastbrot, auch das ist ein jahrelang gepflegtes, scheinbar sinnloses Knorkator-Ritual. Wobei Rituale einer Band nie sinnlos sind: Sie geben Fans Orientierung und stärken das Wir-Gefühl. Knorkator-Fans würden eher die Bühne auseinandernehmen, als dass sie auf den Toastbrot-Beschmiss verzichten würden. Auffallend viele tragen heute Shirts mit dem Aufdruck "Ich schäme mich für meine Band" - was im Knorkator-Universum als Liebesbeweis gilt.

Ein Comeback ist möglich

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Böses Ende. Alf Ator zertrümmert seinen Flügel.

© Sebastian Leber

Dann kommen die Überraschungsgäste: Icke & Er, das Spandauer Rapduo, das vor zwei Jahren mit "Richtig geil" einen kleinen Hit hatte und sich dann auflöste. Sänger Icke spricht den Fans sein Beileid aus und rappt dann darüber, dass sich Knorkator zwar auflösen, aber vielleicht eines Tages wiederkehren werden.

Ja, ein Comeback ist nicht ausgeschlossen. "Man weiß nicht, was in fünf Jahren ist", hat Alf Ator neulich in einem Interview gesagt. Erstmal zieht er nach Thailand, ins Haus seiner Schwiegereltern, seine Frau hat er auf einer Busreise durch Thailand kennengelernt.

Nach dem Keyboard muss ein Piano dran glauben

Gegen Ende des Konzerts darf Ator noch einmal etwas kaputt machen: Ein weißes Piano, als Ersatz für das Keyboard auf die Bühne geschoben, wird mit dem Hammer zerlegt. Stumpen bittet die Fans um langen Applaus, den will er "in mich aufnehmen und für immer mit mir tragen". Zum Schluss spielen sie die "Absolution", die letzte gesungene Zeile lautet "b.a.t.u.see". Das versteht man nur, wenn man sich die Buchstaben laut vorliest. Knorkator-Fans finden das lustig.

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