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Bayreuth: Eine Fanmeile für Richard Wagner

Musiktheater als Open-Air-Spektakel: Auch die Bayreuther Festspiele setzten jetzt auf Public Viewing.

Wagner mit Luftballons, mit Strandliege, mit Basecap, Weißbier und Zigarette, Wagner zum Rumlaufen oder auch Rausgehen, Wagner unter gleißendem Himmel, zum Sonnenbrandkriegen, trotz Schutzfaktor 30. Eine Weltpremiere gilt es zu annoncieren: Nach der New Yorker Met, der Mailänder Scala und der Berliner Staatsoper Unter den Linden hat nun auch das gute alte Bayreuth zum allerersten Mal die Open-Air-Oper gewagt.

„Die Meistersinger“ – live vom Festspielhügel auf den Volksfestplatz im Norden der Stadt gebeamt, Katharina Wagners viel diskutierte Neuinszenierung von 2007 als Public Viewing bei freiem Eintritt, das gab’s noch nie. Samt waschechten Fanfarenbläsern und Werkeinführung vorab, Gratisprogramm und Inszenierungsnotizen der Regisseurin: „Nürnberg, das ist für mich eine geistige Haltung.“

Nürnberg ist wegen der Taghelle auf der 90 Quadratmeter großen Videoleinwand allerdings kaum zu sehen. Das Bühnenbild – ein düsteres Geviert mit Spotlight und Close-Ups auf Tenor Norbert Ernst als David und seinen Kollegen Klaus Florian Vogt als Walther. Huch, die schwitzen ja auch – die Opernglasoptik, nur vielfach vergrößert. Die neun auf der Unterbühne ferngesteuerten Kameras machen es möglich. Und der Lautsprechersound ist opulent, voluminös und sehr klar. Wagner, das fetzt.

Wir sind Wagner, sechseinhalb Stunden lang an diesem Sonntag und bitte mit Tourismus-Effekt. Busse wurden umgeleitet, um der Musik den Verkehrslärm zu ersparen, auswärtige Besucher haben die Wahl zwischen „Park and Ride“, „Bayern-Tickets“ oder dem „Franken-Sachsen-Express“. Ja, hier ist Wagner-Fanmeile, aber eine ordentlich durchgeplante, ganz ohne Stress und Gerangel. 6000 Stühle wurden aufgestellt, das Gastronomieangebot ist vom Rahmpfifferlingen bis zum Garnelenspieß weit üppiger als das der Restaurantbaracke im Wagner-Hauptquartier auf dem Hügel. Bis zu 15 000 Zuschauer passen auf den Platz, um die 10 000 sind am Ende tatsächlich versammelt, einige haben sogar ihre eigenen Hocker mitgebracht.

Der Bayreuther lebt mit der Wagner-Manie seit mehr als 130 Jahren, sie bringt ihn nicht mehr aus dem Häuschen. Für 49 Euro konnte man sich „Die Meistersinger“ gestern auch schon auf den Computer laden. Unter den zahlenden Livestream-Kunden, so verrät das Festspielbüro, finden sich nicht nur US-Amerikaner und Asiaten, sondern auch viele Bayreuther.

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