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Kate Moss - das schönste an Ferrys neuer Platte

© Universal

Bryan Ferry – Olympia: Früher war alles besser

Sexy Model in lasziver Pose auf dem Cover, fast alle ehemaligen Bandrecken mit an Bord, namhafte Gaststars, vielversprechende Songauswahl. Es hätte alles so schön sein können.

Es steht Bryan Ferry auf dem Album und folglich darf der Käufer auch nicht viel mehr erwarten als den gewohnten Popmix, den uns der alternde Dandy in den letzten 20 Jahren immer wieder vorgesetzt hat. Ein Segen für Cocktailbarbetreiber, Sexclubbesitzer und Formatradiomacher war diese Musik. In den selbstverliebten 80er Jahren hatte Ferry mit seinem erotisch-sterilen Sound noch größere Solo-Erfolge erzielt. Seit dem gehen ihm jedoch Jahrzehnt für Jahrzehnt immer größere Teile seiner Zielgruppe verloren. So richtig aufgeregt, angemacht und mitgerissen hat Mr. Ferry schon lange niemanden mehr. Dass die Enttäuschung beim Hören von Olympia dennoch so groß werden kann, liegt daran, dass an den Aufnahmen sowohl Phil Manzanera als auch Brian Eno beteiligt waren. Deren Engagement weckt zwangsläufig Erinnerungen an die zwei, drei wirklich großen Platten einer Band namens Roxy Music. Über 35 Jahre her ist das her und doch blieb der gehetzt-verrückte, der schrille Gestus dieser Band bis heute völlig zurecht unvergessen. Doch anstatt an die eigene glorreiche Geschichte anzuknüpfen und musikalisch – Entschuldigung! – mal wieder die Sau rauszulassen, dient der betriebene Aufwand wieder nur dem Ziel möglichst glatte klangliche Oberflächen zu schaffen, auf denen sich Ferrys manierierter Gesang ausbreiten kann. Dass an diesem Unterfangen auch noch David Gilmour (Pink Floyd), Flea (Red Hot Chili Peppers), Nile Rodgers und Radioheads Jonny Greenwood beteiligt sind, macht die Sache nicht besser. Wo man sich ein wenig Ironie erhoffen könnte, einen Funken Experimentierfreude oder wenigstens ein Stückchen ungehemmt ausgelebtes Muckertum, da findet man nichts als dröges Pathos und gelangweilte Säuselei. Schade, dass die beteiligten Herren diese Gelegenheit so fahrlässig haben verstreichen lassen. Schade, dass hier anscheinend der Mut zu Mehr gefehlt hat. Schade Bryan Ferry.

Ebenfalls neu auf Vinyl:

Als wäre es als Kontrapunkt gedacht, erscheint ausgerechnet in der kommenden Woche die neue Solo-LP von Brian Eno. Small Craft on a Milk Sea heißt das gute Stück und beinhaltet instrumentale Musik, die als Soundtrack für einen nicht existierenden Film gedacht ist. Toll ist dabei zu beobachten, wie sich Eno gemeinsam mit seinen Kollegen Leo Abrahams und Jon Hopkins alle Freiheiten nimmt und sich in den unendlichen Weiten elektronischer Produktionsweisen verliert.

Nicht so mutig geht Lizz Wright ihr neues Album Fellowship an. Sie bewegt sich rückwärts und taucht noch tiefer als gewohnt in Gospel- und Bluessphären ein. Was sie von dort mitbringt, ist zwar stimmlich schön vorgetragen, aber leider musikalisch zu verschlurft und uninspiriert. Ein Album also für Hörer, die Musik mit Entspannung gleichgesetzt sehen wollen.

Das selbe Marktsegment hat auch Till Brönner im Blick. Auf At the End of the Day langweilt er sich durch Lieder der Beatles, Killers, von David Bowie und Human League. Das wäre alles nicht weiter schlimm. Ärgerlich wird die Sache nur dadurch, dass der Schmusetrompeter auch noch singt und das sollte er in Zukunft lieber bleiben lassen.

Martin Väterlein

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