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Als die Bässe schwiegen.

© ddp

"Dream Berlin": 839 Minuten Techno-Traum

Am Samstag haben sich im Hangar des ehemaligen Flughafen Tempelhofs an die 10.000 Techno-Fans getroffen. Das Wummern der Bässe wird aus gegebenem Anlass unterbrochen.

Das, was die Fans am Techno lieben, ist der Beat und das Wummern im Herzen wenn der Bass aufgedreht wird, endlos in die Nacht hinein tanzen, zusammen mit anderen alles vergessen. Das ist es auch, was Fan Timo am meisten mag. „Ich gehe vollkommen im Beat auf“, sagt er. Für ihn ist „Dream Berlin“, die große Techno- Party, zu der sich am Samstag im Hangar des ehemaligen Flughafen Tempelhofs an die 10 000 Fans zusammenfinden, „die Party des Jahres“. Das liegt nicht nur an den vielen Gästen, den 14 Stunden Dauer-Techno und dem großen Festival-Gelände sondern auch den Künstlern, die auftreten werden. Tj Tiesto und David Guetta, zwei der großen Stars der Szene, werden das erste Mal gemeinsam auf einer Party zu sehen sein. Jeder der beiden hat eine große Fangemeinde, viele sind extra ihretwegen angereist, einige sogar von außerhalb Deutschlands. Eine junge Spanierin etwa ist nur für das Festival in Berlin. David Guetta, so sagt sie, ist ihr großes Idol.

Seinetwegen ist auch der Hangar zwei schon um neun Uhr relativ gut gefüllt. Der große Raum wird mit Scheinwerfern blau ausgestrahlt, hin und wieder blitzen Lichter über die Köpfe der Tanzenden. „Dream“ blinkt es von einer Leinwand hinter dem DJ Pult. Wenn die Farben wechseln, jubelt die Menge. Sie jubelt auch, als die Musik um halb zehn plötzlich leiser wird, schließlich ganz verstummt und das Licht angeht. Vielleicht, so mutmaßt eine Besucherin, kommt jetzt Guetta. Oder ein Technikfehler, meint ihre Freundin. In der Aufregung geht die Ansage fast unter. „Aus gegebenen Anlass“, sagt eine Frauenstimme, solle geschwiegen werden, eine Minute lang. Die wenigsten verstehen, um welchen Anlass es sich handelt, viele reden weiter, die Minute ist schnell vorbei. Nur einige tanzen als die Musik wieder beginnt nicht sofort weiter. Für sie war die Minute das, was sie sein sollte: Eine Schweigeminute für die Opfer der Massenpanik von Duisburg, für diejenigen, für die eine ähnliche Techno- Party nicht gut ausging. Auch wenn nicht alle Gäste den Wink des Veranstalters verstanden haben, das Unglück der Loveparade ist auf dieser Techno- Party dennoch gegenwärtig.

„Ich habe mir wirklich überlegt ob ich noch auf diese Party gehen soll“, sagt eine Besucherin. Sie ist aber doch gekommen, das Ticket war schon gekauft und Dream Berlin einfach zu verlockend. „Ein etwas schlechtes Gefühl ist jetzt aber schon dabei“, sagt sie.

„Es ist eben einfach gefährlich wenn so viele Menschen auf einem Haufen sind“, sagt ein Besucher. „Ein Risiko gibt es da immer“. Das Risiko soll bei der Dream-Party aber gering gehalten werden. Die vielen Sicherheits-Beauftragten sind zwar in dezenten grauen Sweatshirts gekleidet, sodass sie zwischen den Tanzenden kaum auszumachen sind, aber sie sind da. An jedem Ausgang stehen sie und zählen wie viele hinein und hinaus gehen. „Wir haben alles genau unter Kontrolle“, sagt einer der Sicherheitsmänner. Und wenn es doch brenzlig werde, könnten schnell die Tore des Hangars geöffnet werden, draußen gibt es eine große Freifläche. „Hier muss man wirklich keine Angst haben“, sagt er. Schließlich sollen die Fans hier ihren Spaß haben.

„Natürlich denke ich trotzdem ein wenig an die Loveparade“, sagt eine Besucherin, „aber wir sind hier um zu feiern“. Was am Ende bleibt, sind 839 Minuten Techno-Traum. Und eine Minute, die es ein bisschen weniger war.

Julia Rothenburg

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