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HIT Parade: Kid Rock mit "All Summer Long"

Kid Rock gibt sich als ehrliche Haut mit dicker Hose. "All Summer Long" hat den bisher höchsten Chart-Einstieg hingelegt, den ein nur digital veröffentlichter Titel bislang in Deutschland hatte.

Kid Rock gibt sich gern als Robin Hood. Wenn du kein Geld hast, ist es okay, meine Songs zu klauen, sagt er. Ich bin ohnehin reich, mir schadet es nicht. Auch wenn neue Klamotten oder ein iPod gerade nicht drin sind – einfach mitnehmen. Warum Steve Jobs, Bill Gates und Tommy Hilfiger noch reicher machen? Bisschen kurz gedacht, passt aber zu seinem Image als ewiger Pubertist. Da erscheint es beinah konsequent, dass Kid Rock seine Songs angeblich nicht bei iTunes verkaufen lässt. Aber eben nur beinah. „All Summer Long“ wird sehr wohl bei iTunes verkauft – es hat den bisher höchsten Chart-Einstieg hingelegt, den ein nur digital veröffentlichter Titel bislang in Deutschland hatte.

Kid Rock, bürgerlich: Robert James Ritchie, 37, stammt aus der Industriestadt Detroit in Michigan, ein musikalisch äußerst fruchtbares Gebiet, in dem früher Arbeiterklassehelden wie Mitch Ryder, Bob Seger oder The Stooges an den Saiten schafften, wo Motown-Soul und Techno ihre Heimat hatten. Kid Rock gibt sich als ehrliche Haut mit dicker Hose, als Stimme des bodenständigen männlichen Amerika. In den Neunzigern wurde er bekannt mit dem schon damals nicht mehr originellen Ansatz, Hard-Rock und HipHop zu kombinieren. Bei uns machte er bislang in erster Linie als Ex-Ehemann von Pamela Anderson Schlagzeilen, wenn er sich gelegentlich mit anderen Ex-Männern seiner Ex-Frau prügelt. Ein männlicher Blondinenwitz. Aber das hat ja noch nie geschadet. Außerdem ist Sommer. Der Sommer gehört den Pubertisten. Das weiß auch Kid Rock, der hier die wonnigen Seiten seiner Jugend besingt, als es noch kein Internet gab, und man sich die Zeit mit Sex, Drogen und Musik vertrieb.

Das Video dazu wirkt wie eine Eiscremereklame, nicht nur wegen der vielen Bikinimädchen, sondern auch weil einem wie bei einem Lagnese-Spot alles so merkwürdig bekannt vorkommt. Kid Rock hat, wenn man so will, ein Stück Bastard-Pop hergestellt, also zwei Songs zu einem neuen zusammengerührt. Sein Stück basiert auf einer kleinen Portion „Werewolves Of London“ von Warren Zevon und auf einer größeren des Evergreens „Sweet Home Alabama“ von Lynyrd Skynyrd. Wenn dir nichts einfällt, ist es okay, einen Song zu klauen. Oder auch zwei. Aber Kid Rock klaut natürlich nicht. Er zahlt ja Tantiemen. 

Ralph Geisenhanslüke

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