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HIT Parade: Lady GaGa: sicherer Instinkt für den Mainstream

Lady GaGa will nicht weniger als "Ruhm". Und den wird sie ernten. Sie hat bereits Songs für Britney oder die Pussycat Dolls geschrieben. Diese Woche ist sie auf Platz 12 mit: "The Fame".

Einer der genialsten Konzeptkünstler der gegenwärtigen Popmusik versteckt sich in San Francisco hinter dem wenig verheißungsvollen Pseudonym DJ Earworm. Er hat sich auf eine Technik spezialisiert, die man in Deutschland Bastard-Pop nennt. Dabei werden Songs so ineinandermontiert, dass sie einen neuen ergeben. DJ Earworm veröffentlicht seine Mixe gratis im Netz (absoluter Klickbefehl: www.djearworm.com). Dort entpuppt sich der Ohrwurm als Ohrenkneifer, dessen Collagen erhellend, ja entlarvend wirken.

„United States of Pop“ heißt ein solcher Mix, in dem er die 25 meistververkauften US-Hits des letzten Jahres durch den Wolf dreht. Rihanna, Alicia Keys, Pink, Leona Lewis, Mariah Carey, Katy Perry – alle in einem Song. Und alle passen super zusammen. Weil alle nach demselben Muster gestrickt sind. Dieser Mix zeigt die Austauschbarkeit und gleichzeitig die Essenz dessen, was derzeit als Pop definiert wird. Gut aussehende Menschen, die von Sex und Reichtum träumen. Lady GaGa könnte sich also geschmeichelt fühlen, schon in einem Earworm-Mix aufzutauchen. Sie hat gerade erst ihr Debüt veröffentlicht.

Doch ihr Song „Just Dance“ mit seinen sirenenhaften Plaste-Synthies verrät einen sicheren Instinkt für den Mainstream. Die Sängerin berichtet darin, wie sie sturztrunken durch einen Club torkelt. Dann kommt dieser Rhythmus, wo sie mit muss. Und dann kommt der auch bei drei Promille noch funktionierende Refrain. Okay, Lady GaGa will nicht weniger als „Ruhm“. Und den wird sie ernten. Sie hat bereits Songs für Britney oder die Pussycat Dolls geschrieben. Und sie kombiniert dieses Talent mit einer Zeigefreude, die feingeistige Popschreiber vielleicht bald als Rebellion gegen ihr italienischstämmiges, sehr wohlhabendes Elternhaus deuten werden. Joanne Stefani Germanotta, so heißt die New Yorkerin bürgerlich, spricht zwar noch von „Pop-Art-Performances“, die durch die Theatralik von David Bowie oder Queen inspiriert seien. Deren sprichwörtlich sinnfreiem „Radio Gaga“ hat sie auch ihren Künstlernamen entliehen. Aber so redet man halt mit 22. Bald wird sie wirklich „Beautiful Dirty Rich“ sein. Zu diesem Gedanken bitte leise summen: All we hear is Radio ga ga, Radio goo goo, Radio ga ga. 

Ralph Geisenhanslüke

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