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Spears

© promo

HIT Parade: Rückkehr als Zuckerpuppe

Britney Spears erlebt eine Auferstehung. Diese Woche ist sie mit "Circus" auf Platz 19. Spannendere Musik hat Britney allerdings als derangiertes Party-Monster gemacht.

Für Buddhisten verläuft das Leben in Kreisen. Der Tod ist nicht das Ende, sondern Chance, wieder von vorne anzufangen – als Mücke, wenn man es zuvor an Mühe hat fehlen lassen, oder als heilige Kuh, wenn’s richtig gut gelaufen ist. Weiter als Britney Spears, überkandideltes All- American Girl mit Borderline-Symptomen, kann man sich vom Karma-Glauben nicht entfernen. Und doch folgt auch ihr Leben Kreisbahnen. Als 27-jähriger Superstar mit geschätztem Monatseinkommen von einer Dreiviertelmillion Dollar ist sie wieder genau da angekommen, wo sie mit zwölf war: in der Obhut der Eltern, entmündigt und rechtlos. „Betreutes Singen“ hat die „taz“ Britneys Situation treffend umschrieben. Der Vater verwaltet ihr Vermögen, die Kinder werden ihr unter Aufsicht von Anwälten zugeführt, nicht mal Auto fahren darf sie. Es ist wie damals, als die Mutter ihre Tochter zum New Mickey Mouse Club kutschierte.

Dennoch erlebt Britney Spears eine Auferstehung. Auf dem Cover des „Rolling Stone“ prangt sie in souveräner Frische. Auch sonst gibt sich die Britney-Industrie alle Mühe, den Star als Zuckerpuppe wieder ins Geschäft zu bringen. Bilder, die das Erscheinen ihres neuen Albums „Circus“ begleiten, inszenieren sie in der Pose des Unschuldsengels: auf einem Seil balancierend oder durch die Manege tanzend, als wenn nichts gewesen wäre.

Leider ist auch eine entsetzlich langweilige Platte dabei herausgekommen. Spannendere Musik hat Britney als derangiertes Party-Monster gemacht. Auf „Blackout“ fiepte, spratzte und bollerte es wie im Inneren eines neurotischen Ghettoblasters. Der Star erklärte sich selbst zur „Britney bitch“. Nichts passte zueinander. Es war das Werk zum psychischen Zusammenbruch – und ziemlich aufregend. Aber wohl doch ein bisschen zu frivol. Jetzt haben wieder jene Kräfte die Kontrolle übernommen, die auf Sublimation setzen und das verschämte Mädchen in der Frau hervorkehren. Teenager machen sich jedenfalls unverdächtig, wenn sie sich zu der von beißenden, dreckigen Disco-Beats bereinigten Musik Tanz-Choreografien einfallen lassen. Genau dafür sind Britney-Hits gedacht.

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