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Höllensongs: Michael Sheehy and the Hired Mourners: Tod und Teufel

Anzug, Weste, Hemd, Schuhe, Bart, Gitarre - alles ist schwarz an Michael J. Sheehy. Auch sein Humor. Und seine Songs.

Anzug, Weste, Hemd, Schuhe, Bart, Gitarre - alles ist schwarz an Michael J. Sheehy. Auch sein Humor und seine Songs: eine düstere Angelegenheit, dunkle Geschichten über unmäßigen Alkoholgenuss, Kämpfe, blutige Nasen, schräge Gestalten, Tod und Teufel und jede Menge Pech im Leben.

Nichts, wo man selber gerne drinstecken würde, wofür Sheehy aber eine derart berauschende musikalische Ausdrucksform gefunden hat, dass man ihm und seiner vorzüglichen Band hypnotisiert zuhört. Wie sein Bruder Patrick McCarthy auf dem fünfsaitigen Banjo mit monoton rhythmischem Plickern eine beunruhigend bedrohliche Stimmung erzeugt, Sheehey mit der Höfner-Halbresonanz-Gitarre eine brütende elektrische Note hinzufügt und mit knurriger Stimme all diese wahnwitzigen Höllensongs singt, in denen Blues, keltische Folkmusik, Tom Waits, Rock 'n' Roll, Lee Hazlewood, David Bowie, amerikanische Roots, britische Tradition und Iggy Pop immer wieder neue faszinierende Verbindungen eingehen.

"Nobody's Fault But Mine" knarzt der 37-jährige Londoner. Seine Schuld ist es sicher nicht, dass das Café Zapata nur spärlich besucht ist - vielleicht sind doch etliche Konzertgänger vorm Fernseher hängengeblieben, bei Hochrechnungen und Wahlanlysen. Und versäumen einen der aufregendsten neueren englischen Musiker, der sich abseits von Britpop und Mainstream gleichermaßen auf verhaltene hymnische Balladen wie auf himmlisch krachenden Rock 'n' Roll versteht.

Es ist eine Freude, wenn McCarthy eine Les-Paul-Gitarre durchs Wah-Wah-Pedal wabern lässt, Sheehy eine Gibson Firebird traktiert, sie mit erstklassigem Bassisten und Drummer den brillanten Gruppensound zum kompakten Kraftpaket verdichten. Wenn sie im schweren Rhythmus mit den Füßen stampfen, mit den Oberkörpern vor und zurück schaukeln, die Fans zu den Songs der letzten beiden Alben "With These Hands" und "Ghost On The Motorway" in ekstatische Trance versetzen. Nach anderthalb Stunden kehrt Michael J. Sheehy mit Lowell Fulsons altem Blues "Reconsider Baby" und mit Leadbellys "Goodnight Irene" zu versöhnlicher Ruhe zurück. Toller Abend!

H.P. Daniels

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