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Pop: Hunde, wollt ihr Gasprom heißen? Funny van Dannens Album „Trotzdem Danke“

Manche denken, er sei nicht ganz dicht. Tatsächlich entstehen seine Alben nach dem Prinzip Tropfender Wasserhahn.

Manche denken, er sei nicht ganz dicht. Tatsächlich entstehen seine Alben nach dem Prinzip Tropfender Wasserhahn. Es sammelt sich so lange Wasser, bis die Masse einen eigenen Körper bildet und abfällt. Plop. Jeder Tropfen eine Platte. Die hat keine Aufgabe, sie ergibt sich aus dem Eigengewicht dessen, was in ihr ist. Diesmal, auf seiner zehnten CD „Trotzdem Danke“, sind das wieder 24 Kuriositäten, die schönsten, die er je geschrieben hat.

Allerdings haben Songs von Funny van Dannen ihren Ursprung nicht in einer musikalischen Idee. Sie ähneln vielmehr Kurzgeschichten, die an einzelnen Zeilen hängen bleiben. „Warum können wir nicht einfach mal die Straße runter laufen wie ein Hund“ ist so ein Satz, den Funny van Dannen genüsslich wiederholt. Er wird die Runde machen, lässt er sich doch auf so vieles anwenden, was man lieber schweigend erledigt und erduldet hätte. Hunde haben es dem Liedermacher, der 1958 an der niederländischen Grenze geboren wurde, seit zwanzig Jahren in Berlin lebt und vier Söhne groß zog, ohnehin angetan. In „Gasprom“ geht es um einen Köter gleichen Namens, der fatal an die Abhängigkeit von Russland erinnert („Gasprom komm!“) und natürlich für all das Gezanke, das sich daraus ergibt, wieder mal nichts kann. Ansonsten setzt sich das Themenspektrum des 72-minütigen Mann-mit-Gitarre-Albums aus den üblichen absurd-ironischen Alltagsgeschichten zusammen, die oft lebensweltliche Weisheitstiefen zeigen. Da ist zum Beispiel Sandra Bullock, und van Dannen singt, dass er sie hätte heiraten sollen, als sie sagte please, marry me. Wie doof, denkt man, einen Filmsatz auszuschlachten. Aber dann nutzt er die Vorstellung, beinahe mit einem Star verheiratet gewesen zu sein, für den bitteren Abgesang eines Mannes, der nur nach einer Entschuldigung für sein unglamouröses Leben sucht. Wegen solcher Wendungen muss man van Dannens Lieder lieben. Sie schillern wie Märchen, obwohl sie ungerührt vom Gegenteil erzählen. Sie sind der stete Tropfen ... aber lassen wir das. Wer ist schon gern ein Stein? Kai Müller

„Trotzdem Danke“ von Funny van Dannen erscheint heute bei JKP. Er spielt am 17./18. September im Postbahnhof.

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