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Klassische Musik: Jede Stimme zählt

London, Rio, Mailand, Paris - das Fauré Quartett tourt durch die ganze Welt. Jetzt ist es in Berlin angekommen.

Am selben Ort haben die vier Musiker zuletzt vor 13 Jahren gelebt, als sie noch an der Musikhochschule in Karlsruhe studierten und dort ihr Ensemble gründeten. Für gemeinsame Proben sind sie seither Tausende Kilometer gereist. Seit einigen Wochen gibt es nun eine Konstante im Leben der Mitdreißiger: „Licht und Musik“, einen gemütlichen, kleinen Laden für Beleuchtungsdesign in einem Schöneberger Hinterhof. „Ein idealer Ort zum Proben“, schwärmt Pianist Dirk Mommertz. Hier verbringen die Freunde seither viel Zeit. Inzwischen leben sie von ihren Auftritten und können sich ganz der Kammermusik widmen. „Wir haben am Anfang viele Preise gewonnen, das war unser großes Glück“, resümiert Bratschist Sascha Frömbling, „so müssen wir heute nicht nebenbei im Orchester spielen“. Außer Mommertz, der an der Folkwang-Musikhochschule Essen als Professor unterrichtet, wohnen seit neuestem auch alle in Berlin.

Um jede Interpretation wird hart gerungen. „Manchmal möchte man sich an fünf Tagen in der Woche einfach nur voneinander trennen“, grinst Cellist Konstantin Heidrich in Richtung der Kollegen. Aber sonst seien sie ein gutes Team. Sechs Alben haben sie bislang eingespielt, jüngst sind bei der Deutschen Grammophon Brahms’ Klavierquartette g-moll op.25 und c-moll op. 60 herausgekommen: Brahms schrieb sie für die geliebte Freundin und große Pianistin Clara Schumann. Entsprechend spielt das Klavier die Hauptrolle. Dirk Mommertz drängt sich jedoch nie in den Vordergrund, sondern kontrastiert die fiebrig, nervösen Streicher mit tänzerischer Leichtigkeit oder wirft sich hinein in ihre Kraftausbrüche. So entstehen vielschichtige Interpretationen, die den Komponisten von allen romantischen Klischees befreien und ihm eine verblüffende Aktualität zusprechen. 

Karin Erichsen

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