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Konzertkritik: 2raumwohnung: Richtung Großraumdisco

Wohltemperierter Wellness-Pop - mit Melancholie leider erst zum Schluss: Jörg Wunder über das 2raumwohnung-Konzert im Admiralspalast. Waren Sie dabei? Dann schreiben Sie auf, wie Sie es fanden. Bitte nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion unter dem Text.

Von wegen 36 Grad: 2raumwohnung legen im Admiralspalast mit einem eisgekühlten Techno-Remix ihres Durchbruch-Hits „Wir trafen uns in einem Garten“ los. Wummert astrein, während die Scheinwerfer zuckendes Stroboskoplicht ins Publikum schleudern. Verstärkt von einer fünfköpfigen Liveband, geht die Reise von Inga Humpe und Tommi Eckert in Richtung Großraumdisco.

Trotz lückenloser Hitabfolge dauert es ein wenig, bis das Publikum in Wallung gerät. Vielleicht wäre das Bekenntnis zur Tanzfläche in einer anderen Örtlichkeit, etwa dem Maria am Ostbahnhof, besser aufgehoben, auch wenn die Bestuhlung im Parkett entfernt wurde.

Während sich Tommi Eckert als Taktgeber dezent im Hintergrund hält und höchstens durch kesse Hüftschwünge auffällig wird, ist Inga Humpe auf der Bühne die tragende Wand der 2raumwohnung. Beim Singen hält sie ständigen Kontakt zu den Fans, springt, klatscht, tanzt – nie würde man vermuten, dass sie mit 53 zwei Jahre älter ist als als die Fitnessfanatikerin Madonna. Ihr flacher, oftmals eher gehauchter und leicht verstimmt klingender Gesang mag technisch limitiert sein, war aber stilprägend für jüngere Sängerinnen wie Judith Holofernes oder Annett Louisan.

Allzu große Routine wird durch Einflechten musikalischer Zitate vermieden: Durch „Kommt zusammen“ wabert – derzeit wohl unvermeidlich – das Gitarrenriff von „Billie Jean“. Am Ende sind alle zufrieden: Das Publikum erklatscht sich drei Zugaben, die Band badet nach 100 Minuten im verdienten Applaus.

Schade nur, dass sie den Dauergroove ihres wohltemperierten Wellness-Pops erst ganz am Schluss, bei der Ballade „Wenn du bei mir liegst“, zugunsten einer tiefer schürfenden Melancholie aufgeben.

Waren Sie beim 2raumwohnung-Konzert im Admiralspalast? Dann schreiben Sie auf, wie Sie es fanden. Bitte nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion etwas weiter unten.

Jörg W, er

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