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Konzertkritik: Entwaffnend: Die Friendly Fires

Über Großbritannien ist die Sonne aufgegangen, in Form einer großen, glitzernden Discokugel. Ihr gleißendes Licht lässt all die Franz Ferdinands und Maximo Parks verblassen. Nun spielten die Friendly Fires im Lido.

Drei gut erzogene junge Herren aus der Nähe Londons sind ausgezogen, um unterkühlten Indiekids zu zeigen, wie man feiert, mit allen Tricks aus 30 Jahren elektronischer Tanzmusik. Sie nennen sich Friendly Fires, und tatsächlich ist ihr Discorock-Dreampop von derart entwaffnender Freundlichkeit, dass im Lido auf den ersten Beckenschlag Mundwinkel und Füße in die Höhe gehen.

Über simplen Bass-Synkopen, Kuhglocken-Beat und strammer Funk-Gitarre schraubt sich Ed Macfarlanes exaltierter Gesang in die Höhe. Bemerkenswert, wie klar und tadellos der Sänger die emotionalen Achterbahnfahrten und Princeesken Oktavsprünge meistert. Seine Hüftschwingungen weisen ihn einmal mehr als den rechtmäßigen Erben Mick Jaggers aus, von dem er auch die schönen Lippen haben muss. Nett mancher neue Break, wie in „Photobooth“, wo Macfarlane kurz den Takt mit Mikro auf den Kopf schlägt. Nur: Genau das hat er, wie man hört, auch schon am Vortag beim Southside Festival gemacht.

Tatsächlich wirkt die ganze Show recht abgezirkelt. Würde sich die Band von der Leine der Festplatteneinspielungen losreißen, das etwas schüchterne Bläserduo heimschicken und spontan losrocken, wäre sicher noch mehr rauszuholen. Mit ihrem dritten Berliner Konzert sind die Herzen jedenfalls geknackt, begeistert wird nach „Paris“ die Zugabe erjubelt, bevor das Feuerwerk nach einer Stunde in karnevaleskem Percussiongewitter verglüht.

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