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Konzertkritik: Foals: Grandios, präzis, progressiv

Bloß nicht auf der Stelle treten, scheint das Motto der Foals zu sein – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Das bewies die britische Band bei einem überragenden Auftritt im Columbia Club.

Kaum haben die fünf jungen Menschen aus Oxford Furore gemacht und wurden mit Vampire Weekend an der Spitze einer kleinen Afropop-Revival-Bewegung ausgemacht, da sind sie schon ein paar Schritte weiter. Mit zerdehnten Intros, verzerrten Gitarrenbreitseiten und aufwühlenden Synthieschwaden hängen sie soviel Ballast an ihre eigentlich sehr leichtfüßigen Songs, dass einem ganz progressiv zumute wird.

Aber die kosmetische Operation funktioniert grandios, das Publikum im knüppelvollen Columbia Club tobt zu den geometrisch verzahnten Rhythmen ihrer Hits „Cassius“ und „Balloons“, bejubelt den Franz-Ferdinand-mäßig explodierenden Refrain von „Heavy Water“. Und staunt über das unglaublich präzise Zusammenspiel der Band.

Arschbombe mit heiligem Ernst

Einzig Yannis Philippakis kommt einigermaßen rätselhaft rüber. Der Sänger und Gitarrist wird von dauernder Unrast angetrieben: Mal springt er artistisch, aber ohne erkennbaren Lustgewinn von einem Verstärkerturm, dann wiederum mit der Einschlagskraft einer Arschbombe vom Dreimeterbrett ins Publikum, das ihn aber routiniert auf die Bühne zurückfedert. Während vor allem der famose Bassist Walter Gervers und Drummer Jack Bevan, der immer wieder theatralisch in neonblau beleuchteten Trockeneisnebel gehüllt wird, mit großem Spaß bei der Sache sind, wirkt Philippakis verbissen, fast streitlustig.

Sein Ernst tut der Musik keinen Abbruch, ist vielleicht sogar Ansporn für den permanenten Aufbruch zu neuen Ufern. Mit dem die Foals dann doch in einer ganz anderen Gewichtsklasse spielen als die harmlos-netten Vampire Weekend. Für mehr als ein 50-minütiges Aufblitzen eines außerordentlichen Talents reicht die Puste noch nicht, was aber dem Erschöpfungszustand der Zuschauer entgegenkommt – die Foals waren bereits die dritte Band des Abends.

Eine Anmerkung noch zur Organisation im Columbia Club: Es ist nicht in Ordnung, wenn die Ausgabe an der Garderobe deutlich länger dauert als das Konzert. Erst recht nicht, wenn inzwischen die Saaltemperatur während der Abbauarbeiten so empfindlich abkühlt, dass man um kurz vor eins bibbernd im verschwitzten T-Shirt in der Zugluft rumsteht und sich eine saftige Erkältung zu holen droht.

Jörg W, er

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