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© promo

Konzertkritik: Helge Schneider: Mach mal Solo!

Viel mehr als nur Comedy: Helge Schneider spielt im Admiralspalast und sagt: „Ich singe alte Lieder, aber auch ganz neu!“

Schönes Bild auf der Bühne des Admiralspalasts: Instrumente im Halbrund um ein Podest mit blau glitzerndem Schlagzeug. Ein Zeitlupensalonorchester in gedämpftem Licht jazzelt sich ein, aus der Kulisse kommt Helge Schneider im schlanken Anzug, mit schillernder Krawatte und einer Variante des „Silly Walk“ von Monty Pythons John Cleese, erweitert zum „Silly Dance“. Er stellt die Band vor, erklärt, dass die Gitarre des italienischen Gitarristen Sandro Giampedro aus Holz sei, und dass der englische Drummer Pete York aus einem seltsamen Land kommt. „Ich singe alte Lieder, aber auch ganz neu!“ Und da ist auch schon der alte „Telefonmann“, mit aktualisiertem Text und einer Aufforderung an den Gitarristen: „Mach mal solo!“ Macht der und macht es gut.

Alle spielen vorzüglich, auch der Bassist Reinhard Glöder, der aussieht wie Opa Hoppenstedt mit Hut, wie ein Tattergreis, der keine Miene verzieht zum guten Spiel. „Hast du eine Mutter, dann hast du immer Butter im Schrank“, singt Schneider und erklärt, um was es geht, um „mehrere Ebenen, die metaphernmäßig auf uns reinbrechen!“ Er spielt Trompete in einem mexikanischen Lied über Mexiko – „ein Land, wo die Kakteen das Sagen haben“ – und bläst ein paar Karnevalsliederfetzen.

Schneider ist ein Könner auf vielen Sprachebenen und vielen Instrumenten. Virtuos spielt er auf der spanischen Gitarre eine Melodie, die chinesisch anmutet, um am Ende zu murmeln: „Ich hätte gerne die Nummer 23.“ Nach einem rasanten Flamenco hätte er gerne „ein paar Eier ... äh, Paella!“ Kindlich-anarchische Freude an Klängen, verdrehten Wörtern, verdrehtem Sinn. Tutet eine Runde Swing auf dem Tenorsaxofon, gibt im „Meisenmann“ einen verdrehten Udo Jürgens, plingelt auf dem Vibrafon die „Tatort“-Melodie. Ein großer Hund läuft über die Bühne – gehört der dazu? –, während Schneider sich amüsiert über einen, der ihn mit dem Handy filmt: „Ach, dieser ganze elektronische Scheiß! Kann man dann auf Youtube anschauen!“ Schneider spielt Mundharmonika und Akkordeon, nur Klavier spielt er diesmal nicht, das besorgt Jochen Bosak. Nach zwei Stunden sitzt Schneider zur Zugabe alleine da, Panflöte in der Hand und philosophiert: „Das Wichtigste heutzutage ist, dass man die Umwelt .... äh ... meidet!“ Dann geht er.

Admiralspalast, bis 8. März, täglich außer Montag, 20 Uhr-

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H.P. Daniels

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