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Konzertkritik: Josh Tillman: Schwermütiger Schamane

Die Fleet Foxes aus Seattle gehörten 2008 zu den Überfliegerbands. Ihr feines Folk-Pop-Debüt landete in vielen Jahrescharts auf vorderen Plätzen und statt in kleinen Clubs spielte das Quintett bald in Hallen mit vierstelligem Fassungsvermögen. Einen Schritt zurück macht nun Fleet-Foxes-Schlagzeuger Josh Tillman, der mit seinem Soloprojekt in den intimen Kreuzberger Privatclub kam, um sein fünftes Album „Vacilando Territory Blues“ vorzustellen.

Barfuß und mit Akustikgitarre steht der dem jungen Kris Kristofferson ähnelnde Vollbart-Schlaks auf der Bühne. Sein voluminöser Schwermutsgesang sorgt vom ersten Moment an für andächtige Aufmerksamkeit unter den rund vier Dutzend Zuschauern, die ihm teilweise auf dem Boden sitzend lauschen. Wenn der Bassist in Tillmans „Uhhus“ und „Ahhas“ einsteigt, erinnert das ein wenig an die Harmonie-Gesänge der Fleet Foxes, doch sonst geht es hier deutlich ruhiger, fragiler und melancholischer zu.

Die vierköpfige Band versteht sich hervorragend darauf, behutsam Spannung aufzubauen, für einige Takte laut zu werden und dann alles wieder einstürzen zu lassen. Arrangements und Instrumentierung unterscheiden sich mitunter stark vom Album – zum Vorteil der Songs wie sich etwa bei „Firstborn“ zeigt, das live um einiges zwingender und mitreißender gerät.

Nach einer Stunde schwingen sich die bärtigen Männer zu einem Doors-haften Psychedelic-Finale auf. Tillman springt dabei in Schamanenmanier mit Rassel und Tambourine über die Bühne, bevor er den tollen Abend solo mit dem „James Blues“ abschließt.

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