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Kitty, Daisy & Lewis

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Konzertkritik: Kitty, Daisy & Lewis im C-Club

Rasant und fröhlich ist es, wenn die Geschwister losbrettern: Im gut gefüllten C-Club gab es lebhaften Rockabilly von Kitty, Daisy & Lewis.

Kitty, Daisy & Lewis aus London lieben Musik und Klamotten einer Zeit, zu der die Dinge des Lebens noch analog waren und sie selber lange noch nicht geboren. Jetzt pfeffern die drei gerade dem Teenageralter entwachsenen Geschwister lebhaften Rockabilly in den prall gefüllten C-Club.

Nachdem Kitty, Daisy & Lewis für ihr Debütalbum von 2008 noch überwiegend Coverversionen aufgenommen haben, besteht ihre neue Platte "Smoking In Heaven" ausschließlich aus Eigenkompositionen, die sie nun in einem kleinen Club-Konzert erproben, bevor sie damit später auf größere Tournee gehen.

Doch zuerst kräht Kitty "Mean Son Of A Gun" von Johnny Horton und tutet eine fabelhaft rhythmisch melodische Harmonika. Daisy drischt ungestüm in ein Schlagzeug mit einer überdimensionalen Bass-Drum, Snare, Hi-Hat und einem großen Becken. Und Lewis im schnieken Nadelstreifenanzug mit schmalem Schlips und glänzend zurückgeöltem Haar spielt dünn, flink und quecksilberig eine swingende Archtop-Gitarre. Mit einem feinen Gespür für den Sound der 50er-Jahre. Manchmal erinnert er ein wenig an Keith Richards, als der Anfang der 60er in Lewis' Alter war und auf die englische Art Chuck Berry interpretierte.

Auch Kitty und Daisy haben sich hübsch gemacht, mit Vintage-Frisuren, Etuikleidern und großen rotgemalten Mündern. Im Saal brodelt's und wippt's, eine vernügliche Mischung aus Rock 'n' Roll, Swing, Jump Jive und Rhythm & Blues schwappt durchs Auditorium mit dem heftigen Sound alter 45er-Singles aus einer 50er-Röhren-Jukebox. "I'm Going Back". Schepperig und voluminös, Lautstärke auf Anschlag, grumpelnder Bass.

Den Kontrabass klopft und bummert Ingrid Weiss, einst Schlagzeugerin der 80er-Jahre-Band The Raincoats und außerdem die Mutter von Kitty, Daisy & Lewis. Die ganze Truppe eine Familienband. Hinten sitzt der Vater Graeme Durham, spielt Rhythmus auf einer Akustikgitarre oder Banjo, singt jeden Song ohne Mikro mit und dirigiert seine Kinder mit unauffälligen Blicken: den scheuen Lewis ein bisschen aufzumuntern. Oder dass Daisy doch mal einen Wirbel über die Snare rollen lassen soll. Oder wenn das Tempo etwas anzuziehen wäre.

Nervös und hibbelig sind sie offenbar alle, vielleicht weil das Konzert vom Radio mitgeschnitten wird. Aber auch, wenn es in den Arrangements gelegentlich hängt oder hakelt, macht das gar nichts. Hauptsache Gefühl und Einstellung stimmen. Rasant und fröhlich ist es allemal, wenn die Geschwister losbrettern. Wenn sie untereinander die Instrumente tauschen: gehämmertes Hohner Clavinet, plingelndes Glockenspiel, wechselnde Gitarren, wechselnde Gesänge. Plötzlich sitzt Lewis hinten an den Trommeln, spielt eine der Schwestern Lead-Gitarre.

Karibisches Latin-Feel kommt auf für ein paar Songs mit dem jamaikanischen Trompeter Eddie Thornton, der schon in den 60ern zu Georgie Fame's Blue Flames gehörte. Ska und swingender Jump-Jive-Jazz.

Am besten sind Kitty, Daisy & Lewis allerdings immer dann, wenn sie schmutzigen R&B spielen, wenn die Einflüsse von Muddy Waters oder Slim Harpo durchschimmern und Kittys rhythmisch melodische Harmonika genüsslich schmatzt.

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