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Fox

© promo

Konzertkritik: Peter Fox: Abscheu und innige Liebe

Auch wenn Seeed zu den erfolgreichsten deutschen Bands der letzten Jahre gehören, war die enorme Resonanz auf den Alleingang ihres Sängers Peter Fox nicht zu erwarten. Doch beim Abschluss der ersten Tournee ist die Columbiahalle zum zweiten Mal hintereinander ausverkauft.

Der Empfang fällt entsprechend begeisternd aus. Mit Sonnenbrille und Kapuzenshirt-Sakko-Kombination gibt Peter Fox den lässigen Impresario einer 13-köpfigen Band mit Background-Sängern, Bläsern und vor allem der Marching Band Cold Steel: vier farbige Trommelvirtuosen, von links nach rechts in den Konfektionsgrößen XS bis XXL aufsteigend sortiert, die mit artistischen Drumstick-Choreografien immer wieder Szenenapplaus ernten.

Peter Fox hat mit seinen urbanen Hymnen einen Nerv getroffen: Die weit über den Reggae- und Dancehall-Kosmos von Seeed hinausgreifenden Songs verhandeln in komplexen, kraftvollen Texten die schwierige Gemengelage zwischen Abscheu („überall liegt Scheiße“) und inniger Liebe, die gerade in Berlin zum allgemeinen Lebensgefühl gehört. So ist „Fieber“ das klimakatastrophische Dystopia von „Dickes B“, besingt „Haus am See“ eine arkadische Spree-Idylle und schnurrt „Ich Steine, Du Steine“ als psychedelische Straßenschlucht-Ballade mit twangiger, von Fox persönlich gezupfter Gitarre.

Weil die zwölf Stücke seines Soloalbums noch kein vollwertiges Konzert ergeben, mischt er unter großem Jubel einige Hits der „geilsten Band des Universums“ dazu: „Schwinger“, „Aufstehn“ und natürlich das unverwüstliche „Dickes B“ im robusten Elektrobeat-Remix belegen, welch grandiose Tanzflächenfüller Seeed im Repertoire haben. Dass Peter Fox mit Krachern wie „Schüttel deinen Speck“ oder „Alles neu“ gleichwertig dagegen hält, ist das verblüffende Fazit der 80-minütigen Sause. Der beste deutschsprachige Pop 2008.  Mindestens.

Jörg W, er

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