zum Hauptinhalt
296737_1_toxic.jpg

© promo

Konzertkritik: The Airborne Toxic Event: Schweißtreibend

Im Frannz Club begeisterte die kalifornische Band mit punkigem Rock'n' Roll und presste den letzten Tropfen Schweiß aus den Zuhörern

Von Patricia Wolf

Sie kommen aus Los Feliz –  einem Stadtteil von LA. Los Feliz ist spanisch und heißt „die Glücklichen“. Und sie machen definitiv glücklich. Die rund 300 Leute, die sich an diesem schwül-heißen Sommerabend im Frannz Club eingefunden haben, um The Airborne Toxic Event zu hören, sind schon hin und weg,  als das Quintett die Bühne betritt. Bei gefühlten 45 Grad im Club zerschmilzt ganz schnell jegliche Ehrfurcht vor der vermeintlichen Intellektualität der Band, die ihren Namen einem Roman des amerikanischen Schriftstellers Don DeLillo entlehnt hat.

Zu unterschiedlich sind die fünf Typen, als dass sich die Band auf einen Begriff reduzieren ließe. Sie haben von allem etwas - schon rein äußerlich. Sänger Mikel Jollet gibt in Anzug, Krawatte und mit großer Brille den Elvis Costello, während Drummer Daren Taylor mit seinem Schnäuzer an Freddie Mercury erinnert und zuletzt mit freiem Oberkörper auf sein Instrument eindrischt, dass man Angst hat, es könnte entzwei brechen. Bassist Noah Harmon geht als klassischer Westcoast-Surfer-Boy durch, derweil Keyborderin und Violinistin Anna Bulbrook im schwarzen Paillettenkleid über die Bühne und Boxen oder sich unter das Publikum mischt. Allenfalls der schlaksige Gitarrist Steven Chen hält sich eher im Hintergrund. 

TATE beginnen roh und laut – mit Stücken, die sich vielleicht als Punkrock’roll bezeichnen lassen – wenn es denn eine Einordnung braucht - der sich die Band freilich in Interviews konsequent und resolut entzieht. Wer unbedingt nach Einflüssen sucht, kann später sachte Bright Eyes, Arcade Fire, Talking Heads aus ihren Songs raushören.    Spätestens ab Happiness is overrated und Round Midnight wird aus einem Konzert eine Mischung aus Party, Muppet Show und Zirkus. Nach einer guten, intensiven Stunde, als alle, wirklich alle schon schweißgebadet sind, pressen die fünf mit ihren Zugaben von Johnny Cashs Folsom Prison Blues und einem Smith-Medley aus den Zuhörern noch mal den letzten Tropfen Schweiß heraus: Panic in the Streets of Berlin. Mikel Jollett hat seine Anzugjacke zwar immer noch nicht ausgezogen, aber seine Brille abgesetzt und es wird deutlich, dass er nicht nur ein toller Entertainer ist, sondern auch toll aussieht. Mit Wishing Well verabschieden sich die fünf supersympathischen Musiker. Einen Wunsch frei? Bald wiederkommen!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false