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Konzertkritik: The Dead Weather: Mehr als die Summe der einzelnen Teile

Im ausverkauften Astra begeistert Jack Whites neue Supergroup The Dead Weather mit leidenschaftlichem Heavy-Bluesrock

Vielleicht ist Jack White als Junge in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen. Das könnte erklären, warum alles zu Gold wird, was der 34-Jährige anfasst. Jedesmal, wenn er eine neue Band ins Leben ruft, ist das Ergebnis größer als die Summe der einzelnen Teile.

Das gilt auch für The Dead Weather, deren vibrierender Heavy-Bluesrock im ausverkauften Astra alle Beteiligten zu Höchstleistungen motiviert: Etwa Dean Fertita, der bei den Queens Of The Stone Age eher Nebendarsteller ist. Hier brilliert er als Gitarren-Axeman, dessen mächtige Koteletten sich bei seinen vulkanischen Solo-Eruptionen vor berechtigtem Stolz zu sträuben scheinen. Oder der kauzige Jack Lawrence, der mit riesiger Brille und zu kleiner Lederjacke wie ein Highschool-Nerd wirkt und seinen Bassläufen noch mehr Groove einhaucht als bei den Raconteurs. Und natürlich Alison Mosshart. Man ist von der Sängerin des Garagenrock-Duos The Kills einiges an Wildheit gewohnt, aber hier wirkt sie noch enthemmter: Wenn sie nicht wie eine kreischende Megäre über die Bühne zuckt, kauert sie in lasziven Verrenkungen auf den Monitorboxen und sieht aus wie eine lauernde Vampirin, die sich in blutsaugerischer Absicht auf das Publikum stürzen möchte.

Und Meister White? Der klemmt sich, als hätte er nie etwas anderes getan, ganz bescheiden hinter ein winziges Drumset und trommelt mit kleiner Geste und großem Effekt - dass der Mann auch noch ein toller Schlagzeuger ist, hätte man sich ja denken können. Natürlich hält es ihn nicht den ganzen Abend im Hintergrund: Die fatalistische Ballade "You just can't win" singt er zum ausgemergelten Schrummschrumm von Gitarre und Bass. Beim majestätischen "Will there be enough Water?" brandet noch mehr Jubel auf, weil White endlich zur Gitarre greift und ein grandios zerzaustes Solo spielt, während er mit Alison Mosshart so innig in ein Mikrofon singt, als würden sich ihre Münder zum Kuss vereinen.

75 Minuten lang werfen sich The Dead Weather mit der Leidenschaft der ersten Liebe in jeden ihrer großartigen Songs, die sich durchaus an Giganten wie Led Zeppelin messen dürfen. Fantastisches, vom begeisterten Auditorium angemessen enthusiastisch abgefeiertes Konzert!

Jörg W, er

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