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Konzertvorschau: Keine Angst vor Judas Priest

Judas Priest rocken heute Abend in der Max-Schmeling-Halle – gemeinsam mit Megadeth. Auch Neulinge brauchen keine Angst zu haben, die Umgangsformen dürften vorbildlich sein.

Auch harte Männer haben oft einen weichen Kern: In der tollen Metallica-Doku „Some Kind of Monster“ gibt es eine Interviewsequenz mit ihrem verbitterten Ex-Gitarristen Dave Mustaine. Der flog 1983 bei der später erfolgreichsten Heavy-Metal-Band der Welt raus und gründete daraufhin seine eigene Krawallcombo Megadeth. Doch trotz unbestreitbarer Meriten – Megadeth gehören zu den bedeutendsten Metal-Bands der vergangenen 25 Jahre – hat es Mustaine nie verwunden, nicht mehr mit den großen Jungs spielen zu dürfen. Und während Metallica im vorigen Herbst ein im Handumdrehen ausverkauftes Konzert in der Arena am Ostbahnhof gaben, hatten Megadeth Mühe, das viel kleinere Huxley‘s in Neukölln voll zu kriegen. Hoffentlich ist Mustaines Ego stabil genug, um die jetzige Degradierung zu verkraften: Am Donnerstag fungieren Megadeth gemeinsam mit Testament in der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg – als Einheizer für Judas Priest.

Dass zwei in die Jahre gekommene Pionierbands des Thrash-Metal, einer besonders aggressiven und temporeichen Metal-Spielart, den britischen Altmeistern des Heavy Metal den Teppich ausrollen, ergibt Sinn: Judas Priest, die ihr 40-jähriges Bandjubiläum feiern, haben in den späten Siebzigern das in Grundzügen erkennbare Genre endgültig ausformuliert und damit die meisten Metal-Unterströmungen der kommenden Jahre beeinflusst.

Als Judas Priest um 1970 in der Industriemetropole Birmingham die Übungskeller unsicher machten, waren sie nur eine weitere Langhaarigen-Band, die den Bluesrock der Sixties mit den bleiernen Hardrock-Akkorden von Black Sabbath und Led Zeppelin kreuzte. Erst der zweite Sänger Rob Halford brachte Schwung in den Laden: Halford regte einen modischen Wandel der Band an, die ihren Jeansjacken-Look abstreifte und plötzlich wie eine Gang extrovertierter Motorradrocker in nietenverzierten Lederklamotten die Bühnen stürmte. Mit dem neuen Outfit kam der Erfolg. Judas Priest, die auch musikalisch mit schnörkellosem, proletarischem, metallisch aufgemotztem Hardrock ihren Stil gefunden hatten, landeten Hits wie „Breaking the Law“ und „Living after Midnight“ und verkauften auf beiden Seiten des Atlantiks Millionen ihrer Alben.

Halford zelebrierte seine Auftritte als platinblonder, kurzhaariger Sänger mit einer solchen Lust, dass Szenekenner längst vermuteten, was Ende der Neunziger noch für einigen Wirbel sorgte: Er outete sich als Schwuler und stellte damit die Toleranz der Metal-Gemeinde – eines der letzten Refugien vermeintlich ungebrochener Heterosexualität – auf eine Bewährungsprobe. Doch selbst bei engstirnigen Fans überwog der Respekt vor dem Privatleben einer der besten Stimmen des Heavy Metal. Die erhebt Judas Priest auch heute noch über den Durchschnitt: Halfords ansatzlos zwischen dämonischem Gegrunze und operettenhafter Koloratur wechselndes Organ verursacht wohlige Gänsehaut.

Metal-Novizen brauchen übrigens keine Angst haben: Die Umgangsformen in der Schmeling-Halle dürften vorbildlich sein. Im Vergleich zur Schubserei eines Arctic-Monkeys oder Deichkind-Auftritts geht es bei Metal-Konzerten schon altersbedingt – das Genre verzeichnet ein gewisses Nachwuchsproblem – geradezu gesittet zu.

Das Konzert findet Donnerstag in der Max-Schmeling-Halle statt, Beginn ist um 19 Uhr, die Karten kosten 53 Euro.

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Jörg W, er

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