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Konzertvorschau: The Virgins: Coverversionen ungeschriebener Songs

Es hat ein Dreivierteljahr gedauert, bis mit dem Hype auch das erste unbetitelte Album von The Virgins hier ankommt - und die Band gleich mit. Am Donnerstag spielt sie im Festsaal Kreuzberg.

Auf der Fashionweek in Paris diente der verwegene Stilmix aus Postpunk und Disco bereits als Soundtrack. Das passt. Sänger Donald Cumming und Gitarrist Wade Oates haben sich als Models bei einem Fototermin kennengelernt. Jetzt sehen er und seine Mitstreiter wie Gewinner eines The-Clash-Lookalike-Contests aus – Amerikaner, die coolsten Leute der Welt, kleiden sich wie britische Arbeiterkinder!

Wen das nicht verstört, die Musik tut es bestimmt. Es gibt kein Riff und keine Melodie, die nicht schon woanders zu hören war. Weil die Virgins die Achtzigerjahre nur aus Erzählungen kennen, plündern sie dessen New-Wave-Erbe umso unbekümmerter. Natürlich gehört zur allseits verbreiteten Legende, dass die Viererbande es im Leben richtig krachen lasse. Aber das wird immer behauptet, wenn ein Lebensstil nicht mehr machbar ist und die Aura des Tatsächlichen braucht. Musikologisch interessant macht das Virgins-Debüt, dass es denselben musikalischen Twist nachzuvollziehen scheint, der um 1980 eine abgerockte Band wie die Rolling Stones veranlasste, knödelnde Disco-Songs zu schreiben. Der Bass kurvt nun genau so hektisch über imaginäre Serpentinen, obwohl er sich auf einem Highway stupider Off-Beats befindet. Die Gitarre schrammelt funky. Und bei Cummings Gesang muss man ständig an Julian Casablancas denken. Bis in die Phrasierung hinein kopiert er den Sänger der Strokes, der zwar ebenfalls aus Manhattan stammt, aber nicht einen Liquor-Store-Besitzer zum Vater hat (sondern eine angesehene Model-Agentur).

Bessere Virgins-Songs wie „Rich Girls“, „Teen Lovers“ und „Murder“ beschwören die ewige Party. "Don't let a good night's fun come to an early end", heißt es im Auftaktstück: Versau's nicht, nur weil der Abend zu teuer wird. Das ist das Credo des Draufgängers, der Frauen den Laufpass gibt, wenn es zu kompliziert wird.  Die Texte sind anzüglich genug formuliert, um die Jugend mit einem Warnsticker auf dem Cover erst recht scharf zu machen. Dabei sind die besseren Momente des kurzen, stürmischen Werks nur unbedarft-knochige Coverversionen von Songs, die vielleicht nur nie geschrieben wurden.

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